Reviews: Aus dem Abraum der Welt: Instrumental & Ambient (Part 2)
Fields Of Forel – Sleep | Study
Das Piano bildet die Basis der viel positiver regierenden Tracks auf »Sleep | Study«, dem Debüt der Geheimniskrämer aus Texas. Harmonische Analogsounds (Piano, Geigen, Akustikgitarren) und organisch wuchernde Töne leben in ihrem Kosmos, der auch mit einer Vielzahl von urbanen Field Recordings detailverliebt ausgestattet wurde.
Das alltägliche Treiben scheint jedoch nur vage von den Häuserwänden in weiter Ferne zu hallen, wie auf dem wunderbaren Beginn von »i«. Später mischen sich hier gekonnt Laptop-Beats ins Gemenge, wobei sich die Komplexität in überschaubaren Grenzen hält. Es geht um die sphärische, aber nie esoterische Wirkkraft von Musik, die dem Hörer Zeit und Platz für eigene Assoziationen lässt. So gibt die Band auch kaum Informationen über sich preis, die zugänglichen Infos im Internet sind spärlich. Auch wenn sich wie bei »iiiii« bisweilen schiefe Töne ins Werk flechten, sind die Jungs von Fields Of Forel hemmungslose Romantiker. Mit Disteln im Haar laufen sie durch den Abraum der Welt.
7.7 / 10
Label: Afterworld Records
VÖ: bereits erschienen
Links: Fields Of Forel (Gratis-Albumdownload in 160kb) | myspace
Jacaszek – Treny
Wenn Rotwein zur Universalwaffe wird, die Bäume sich von den doofen Blättern getrennt haben und die ersten kalten Winde durch die Cityschluchten pfeifen, wenn die regennassen Fensterscheiben bizarre Muster entstehen lassen und man die Wolldecke lieber ein bisschen höher zieht, dann ist es Zeit für Jacaszek.
Dieser Pole erschafft Klangmodulationen, wie sie nur allzu typisch für die Untergrundszenen in Osteuropa und dem Balikum sind. Melancholische Kleinode, redundant wie die Landschaft, aus der sie geboren werden. Dumpfe Drone-Sounds, knackende Beats und Flächen, so weit das Ohr hört. Ein wenig gleitet man wie in Cinemascope durch diesen Zweitling, der etwas überraschungsärmer ausfällt, als der geniale Gänsehaut-Singletrack »Lament“ zunächst verspricht.
Mit den tiefen Subbässen von Burial hat das allerdings rein gar nichts zu tun. Auch die regenasse Schwere, die raumtiefen Harmonien und effektbehangenen Stimmen des Londoner Künstlers sind weit weg vom Oevre des jungen Polen. Distanziert wirken seine Tracks nach, wie Traumschleifen vergessener Erinnerungen und mondsüchtiger Poesie. Die Langsamkeit feiert hier Triumphe.
7.7 / 10
Label: Miasmah, bereits erschienen
Helios – Ceasura
Die griechische Mythologie stand Pate, der Sonnengott ist sein Signum. Und ebenso lichtoffen präsentiert sich auch »Caesura«, das fünfte Album von Keith Kenniff. Hoffnungsfroh und episch, mitunter so ausladend, dass man sich ein bisschen in der Weitläufigkeit verloren vorkommt.
Der Großmeister Brian Eno hätte diese Schichtungen nicht besser hinbekommen, diese Kompressionen des Raumes. Früher klang das mal sehr viel reduzierter, abstrakter (»Eingya«, 2006), heutzutage sind die Installationen deutlich ausgeformter und zugänglicher. Nicht weit entfernt von schwerelosem Postrock, da ähnlich instrumentiert, sind so Songs wie »Backlight“, dessen Bässe zerdehnt und von der Zweidimensionalität der bauchigen Flächen aufgesogen werden. »Hope Valley Hill« oder das wohlformulierte »Mima« sind aber eher repräsentativ für das aktuelle Helios-Werk: Diffus und vage, jedoch manchmal ebenso kraft- und ziellos. Als Einstiegsalbum in die Welt der instrumentalen Klänge ist »Caesura« dennoch durchaus einen schlaffen Händedruck wert.
6.3 / 10
Label: Type
VÖ: 07.11.2008
Links: myspace
Ja, Super Sache das ganze.