Review: Juana Molina – Una Dia (2008)
Was ist passiert? Langsam öffnen sich die Augen und während der Schleier gemächlich von dannen zieht, werden die Konturen einer merkwürdigen Dame immer sichtbarer, sofern man hier überhaupt von Konturen auf dem Cover sprechen kann. Wohl genauso wenig wie von alltäglicher Musik. Wilde Jazzmomente, gemixt mit südamerikanischer Folklore und einer ordentlichen Portion Ambient-Verspultheit ergeben einen hypnotischen Sog, dem man sich kaum entziehen kann.
Es ist tatsächlich so, als wache man ein einem anderen Ort auf, dessen unwirkliche Landschaft nicht vertraut ist, aber dennoch eine magische Wirkung auf einen ausübt. Björk, so wird erzählt, war hier schon öfters zu Besuch und auch eine gewisse Frau Feist hat sich an dieser Stelle schon die ein oder andere Auszeit genommen. Es scheint, als nehme sich Juana Molina einen ganzen Tag frei, um einen anfangs langsam, später umso mehr aus dem Alltag entgleiten zu lassen. Einfache 3 Minuten Popsongs haben da wohl nicht ausgereicht, so entwickeln sich die Stücke auf „Una Dia“ von anfangs eher unspektakulären Akustiksongs zu psychedelischen Progmomenten, die mitunter sogar eine Länge von 7 Minuten erreichen können.
Besteht bei anderen Bands gerade da die Gefahr, sich allzu sehr zu verlieren und das Ganze unnötig ausfransen zu lassen, umgeht Juana Molina dieses Ärgernis mit immer neuen Soundschichten, die aber eine klare Linie verfolgen und dabei nie zu überfrachtet oder unpassend wirken. Selbst Breaks kommen so sanft, dass sie kaum zu bemerken sind. So flirrt, klappert und summt es immer eindringlicher auf einen zu, bis man sich inmitten eines Orkans befindet und sich der Soundkulisse nicht mehr entziehen kann. Fragen sind an dieser Stelle überflüssig, hier zählen ausschließlich Gefühle!
7.3 / 10
Label: Domino / Indigo
Spieldauer: 50:17
Referenzen: Björk, Feist, Joanna Newsom, Anna Ternheim, Cat Power, Sigur Ros
VÖ: 10.10.2008