Review: Department Of Eagles – In Ear Park
Als Grizzly Bear vor zwei Jahren „Yellow House“ veröffentlichten, staunte die Fachwelt nicht schlecht: Mit unfassbarer Vielseitigkeit und Raffinesse war es der Band um Daniel Rossen gelungen, mal wieder ein bisschen Leben in das bis dahin doch recht angestaubte Genre Psychedelic Folk zu bringen. Doch anstatt einfach an dieser Stelle weiterzumachen, widmete sich Daniel Rossen erst einmal seinem alten Projekt aus der Universität, das er 2001 zusammen mit Fred Nicolaus ins Leben gerufen hatte. Sicherlich ein geschickter Schachzug, denn auf diese Weise konnte er den Erwartungsdruck des nächsten Albums unter dem Namen Grizzly Bear etwas abfedern und zum anderen die Department Of Eagles stärker in das Blickfeld der musikinteressierten Öffentlichkeit lenken – eigentlich dürfte es die Traumkonstellation eines jeden Musikers sein, seine erste richtige Band, in die man so viel investiert hat, einer größeren Masse bekannt zu machen.
So handelt sich bei „In Ear Park“ natürlich nicht um ein „Yellow House, Part 2“. Nein, bei aller Ähnlichkeit erscheint es in bemerkenswerter Art und Weise fast schon als das genaue Gegenteil. Über dem kompletten Album liegt eine extrem schwermütige Grundstimmung, die sich wie eine Decke über den Zuhörer legt, nur sehr sporadisch anhebt und nur die Menge an Luft durchlässt, die nötig ist, um nicht zu ersticken. Der seelische Schmerz, der in „Phantom Other“, „Herring Bone“ oder dem grandiosen Closer „Balmy Night“ (My father told me […] / There things coming after me/ I’m already gone/ Out through the door/ Through my backyard) transportiert wird, ist geradezu überwältigend und dennoch lässt das Album immer nur einen kleinen Spalt geöffnet, um einen kurzen Blick in die verwirrte und verlorene Welt zu gewähren, die es beschreibt. Selbst fröhlicher ausgelegte Stücke wie „No One Does It“ und „Around The Bay“ können sich nicht von dieser beklemmenden Grundstimmung befreien. Doch dies ist nur die eine Seite; gleichzeitig spendet es vor allem durch Daniel Rossens Gesang und die liebliche, immer wieder überraschende Instrumentierung auf fast schon magische Weise Trost und vermittelt (auch durch die Produktion) die Art von Wärme, die den meisten Veröffentlichungen heutzutage fehlt. Ein typisches Herbstalbum also, da lag jemand mit dem Timing exakt richtig.
Das alles macht „In Ear Park“ zu einem äußerst homogenen Album, das immer gleichmäßig weiterfließt und in seiner gedrängten Geschlossenheit keinen Raum für Ausbrüche bereithält. Und eben weil es vom ersten bis zum letzten Ton in diesem elegischen Flussbett verweilt, lassen sich gewisse Längen, in denen sich abgesehen von der Beibehaltung der Stimmung wenig Interessantes ereignet, nicht vermeiden und das böse Wort „dahinplätschern“ könnte die Runde machen. Doch selbst diese Situationen, die dazu noch sehr selten sind, trüben den starken Gesamteindruck des Albums nicht. Dafür ist das Drumherum einfach viel zu einnehmend und intensiv.
7.7 / 10
Label: 4AD / Beggars
Spieldauer: 42: 11
Referenzen: Grizzly Bear, The Earlies, Caribou, Panda Bear, Andrew Bird, Midlake, Swan Lake
VÖ: 10.10.2008
Ausgesprochen schöne Rezension, Felix. Ich glaube, ich darf Dich im Namen aller herzlich willkommen heißen;)
[…] sie auch noch so extended sein, long (also eine LP) ist, steht Daniel Rossen für Grizzly Bear bzw. Department Of Eagles. Ein Teil macht kein Ganzes aus, ist aber für dessen Gänze allemal essenziell wichtig. Und was […]