Justin Vernon alias Bon Iver ist derzeit in aller Munde. Nach dem Release seines begeisternden Debüts „For Emma, Forever Ago“ im letzten Jahr in den USA, die eine immer größer werdende Fanschar nach sich zog, der dann folgenden Veröffentlichung der Platte in Deutschland diesen Sommer und den ersten zu lesenden Konzerteindrücken von den Gigs in Hamburg, Berlin und München war die Freude entsprechend groß, den Herrn endlich (wieder) live erleben zu dürfen. Und das auch noch – wie sollte es auch anders sein – an einem völlig verregneten Herbsttag. Besser hätten die Umstände nicht sein können. Dass ich nicht der einzige war, dem diese Gedanken durch den Kopf gingen, zeigte die Anzahl der Besucher, denn trotz der noch sehr jungen „Karriere“ des Mannes aus Wisconsin war das Gebäude 9 recht gut gefüllt.

Einmal angekommen, konnte sich jeder erstmal ein klein wenig aufwärmen, denn selbst die Leute, die vom nahe gelegenen Parkplatz durch den Regen rannten, waren völlig durchnässt, da reichten wenige Meter ohne Überdachung. So glich es dann einem Segen, dass sich der Vorraum füllte und die Temperatur rasch anstieg. Nun hatte jeder noch Gelegenheit, sich das ein oder andere Getränk zu holen, bevor dann etwas später Anais Mitchell die Bühne betrat. Irgendwo zwischen Ani Difranco (mit der sie auch auf Tour ist) und Joanna Newsom, mit einem Schuss „Good Old Country“ angereichert, stimmte sie das Publikum auf sympathische Weise auf das ein, was später folgen sollte. Diese Frau sollte man auf dem Schirm haben, in ihr schlummert beträchtliches Potential, nicht nur aufgrund des abschließenden Dylan-Klassiker „A Hard Rain´s Gonna Fall“.

Nun aber war der Weg frei für Bon Iver.  Und während neben einem noch fleißig geplaudert wurde – manch einer wie sich herausstellen sollte sogar nur auf Empfehlungen eines Freundes im Publikum vertreten war und somit nicht im Ansatz einschätzen konnte, was ihn erwartet – betraten vier Personen die Bühne. Was dann folgte, wird man so schnell nicht vergessen: Bon Iver startet ganz gelassen den auch auf dem Debüt als Opener platzierten Song „Flume„, die Gitarre selbstbewusst in der Hand, singt die ersten Zeilen, atmet ein und holt dann zum ersten großen Schlag aus: „Only love is all maroon / Gluey feathers on a flume / Sky is womb and she’s the moon.“ Was für ein Hieb! Egal, in welche Richtung der Blick wanderte, jeder Gesichtsausdruck erstarrte, sogar ein gewisses Zucken war nicht zu verkennen, so sehr berührte einen das, was vorne geschah. Beinahe andächtig schauten die Zuschauer in die Augen eines Mannes, der authentischer nicht rüberkommen könnte.

Natürlich hatten Bon Iver und seine Crew von jetzt an leichtes Spiel, konnte sich doch keiner der Zuschauer von dem Anblick des trauernden, verzweifelten Mannes abwenden. Großes Gefühlskino, in jedem, aber wirklich jedem Moment erhaben und einzigartig! Selbst das leicht nervende „Surren“ in der rechten Lautsprecherbox wurde fortan nicht mehr als sonderlich negativ, sondern als nachhaltiges Ergebnis absoluter Ruhe im Publikum eingestuft.

Auch die Wahl der Playlist ließ an keiner Stelle Wünsche offen, die liebevolle Einbettung der beiden Über-Songs „Skinny Love“ und „The Wolves (Act I & II)“ inmitten der restlichen „For Emma“-Nummern a là „Blindsided“ genügt in dem Fall wohl als Verweis. Überaus geschickt, wie die Band dann mit „Blood Bank“ einen neuen, in „Wrens“-Manier rockenden, absolut gelungenen Song in ihr Programm aufnahm, um die Wirkung, die das einfühlsame „Re:Stacks“ erzeugt, noch um einige Nuancen zu verstärken. Als dann zum Abschluss auch noch zum vierstimmigen „Lovin´s For Fools“ angesetzt wird, ist längst alles gesagt. Mit tosendem Applaus wird die Band verabschiedet, wohl wissend, etwas ganz Besonderes gesehen zu haben. Über eine Stunde Einblick in die Seele von Justin Vernon werden ihre Spuren hinterlassen, ganz sicher…

Ganz lieben Dank an dieser Stelle an Eike und das Klienicum für das Bereitstellen der Bilder!!

5 Kommentare zu “Live Review: Bon Iver in Köln (Gebäude 9)”

  1. e sagt:

    einen copyright hinweis bezüglich der fotos fände ich schon angebracht. ;-)

  2. Pascal sagt:

    So in etwa?;) Nochmals herzlichen Dank!!

  3. Insa sagt:

    Vielleicht kannst Du ja total gut zeichnen und solltest es lieber mal damit probieren. Nur so als Anregung….

  4. Pascal sagt:

    Eines vorweg: Ja, ist wohl einer der schlechtesten Artikel, die ich je geschrieben habe, insofern gebe ich Dir natürlich Recht. Wenn Du aber wüsstest, wie ich zeichne, würdest Du das Ganze sicher nochmal überdenken, glaub mir. Wie geht´s Dir sonst so, Insa?

  5. Isabell sagt:

    Seltsam, wie die Menschen drauf sind manchmal… Ich habe den Artikel zufällig gelesen, und meine Vorfreude auf das Konzert im Oktober wächst ins Unermessliche (auch wenn es sicherlich etwas anders wird im großen E-Werk als in der intimen Atmosphäre des Gebäude 9. Ich gönne ihm seinen Erfolg ;))
    Pascal, da hast Du mit Deiner Review auch einen Anteil dran :)

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