Alle lieben Deerhoof

„A pure expression of musical joy“ (Rolling Stone), „Deerhoof are the most creative band in indie rock today” (LA Weekly), „Unfathomable brilliance from start to finish” (NME), “ oder schlicht und einfach „the best band in the world“ (Pitchfork), in den nun fast 15 Jahren ihres Bestehens hat die dienstälteste Band auf Kill Rock Stars sich einen Ruf als „Everybody’s Lieblingsweirdos“ erspielt, den sie heutzutage wohl nur noch mit Animal Collective teilen muss. Von Sonic Youth bis Simpsons-Erfinder Matt Groening droppt mittlerweile jeder, der etwas auf sich und seinen ausgefallenen Musikgeschmack hält, den Namen der kleinen feinen Band aus San Francisco, wenn es um seine Lieblingsmusik geht. Dass ihre Lieder trotzdem nie im Radio gespielt werden und Deerhoof vor allem hierzulande immer noch weit davon entfernt sind, größere Hallen zu füllen, liegt wohl an ihrer Musik selbst, denn diese ist und bleibt eines der faszinierendsten und schönsten Geheimnisse ihrer Zeit.

Auch auf ihrem nun insgesamt neunten Album bleiben Deerhoof wieder einmal ganz sie selbst. Die Songs üben sich in halsbrecherischen Breaks zwischen Noise-Abfahrt, Jazzrock und Beatles-Melodien, während Sängerin Satomi Matsuzaki in ihrem unvergleichlichen Nicht-Englisch Quatschtexte über Basketbälle und Bambis Geburtstag dazu singt. „The Tears And Music Of Love“ startet krachend mit dem fettest möglichen Hardrock-Riff in ein Album, das gleich darauf mit „Chandelier Searchlight“ einen der süßesten Popsong der Deerhoof-Discographie folgen lässt. Desweiteren bietet „Offend Maggie“ in Hippie-Folk verpackte Geschichten über alternative Familienplanung („Family Of Others“), eine aufs simpelst vorstellbare reduzierte Reflektion über das aktuelle US-Geschehen („Eaguru Guru“) und allerlei weiteren wunderbaren Deerhoof-Dada, in dem Instrumente und Gesang, wie immer, munter gegeneinander ankämpfen.

Dies alles geschieht mit jener Selbstverständlichkeit, die das Geheimnis von Deerhoof ausmacht. Dieser Band geht es nicht darum, den Hörer zu fordern, nicht um musikalische Experimente oder künstlerische Weiterentwicklung. Sie lebt in ihrem eigenen Universum, in dem mindestens vier Wendungen pro Lied und Texte über Rebounds, Sternschritt und Jumpshots die normalste Sache der Welt sind. Deerhoof machen Musik aus dem Bauch und mit dem Herzen ganz ohne ideologischen Überbau. Und auch wenn es einem so vorkommen mag, als sei die Band im Laufe der Jahre etwas ruhiger, stringenter geworden, eine Entwicklung im klassischen Sinne hat sie dabei nie vollzogen. Braucht sie auch gar nicht, denn Gitarre, Bass, Schlagzeug, Keyboard und Gesang bilden hier zusammen und gegeneinander einfach mehr als die Summe der einzelnen Teile. Und wer weiß, wenn Deerhoof, wie bisher geschehen, mit jedem Album eine von mal zu mal größer werdende Handvoll Fans hinzugewinnen können, und die Chancen stehen sehr gut, dass sie dies auch mit „Offend Maggie“ tun werden, dann sind sie in 20 Jahren vielleicht genauso groß wie die Rolling Stones.

8.0 / 10

Label: Kill Rock Stars / Cargo

Spieldauer: 43:21

Referenzen: The Unicorns, Architecture In Helsinki, Xiu Xiu, Yoko Ono, Marnie Stern, Melt Banana

Links: Homepage, MySpace

VÖ: 10.10.2008

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