Review: Abe Vigoda – Skeleton (2008)
Dem ein oder anderen, der diese Seite nicht gerade zum ersten Mal besucht, dürfte es vielleicht schon aufgefallen sein. Einer Hand voll junger Menschen rund um den Club „The Smell“ im LA der letzten Jahre sind der ewige Sonnenschein und ein Gouverneur namens Schwarzenegger wohl gehörig zu Kopf gestiegen, so dass ihnen eigentlich gar keine andere Wahl blieb als ihren Sonnenstich in der Gründung von hysterisch rumpelnden Punkbands auszuleben. No Age, Mika Miko und The Mae Shi heißen die Resultate, die sich in den entscheidenden Fragen, Lärm und Dachschaden, gegenseitig zu übertrumpfen versuchen. Und eben auch Abe Vigoda um deren zweites Album es hier gehen soll.
Was diese Vier aus den anderen „The Smell“-Bands etwas hervorhebt, ist ihr Hang zu vertrackten Rythmen, die sich auf traditonelle afrikanische Musik oder auch Tropical berufen, womit sie eigentlich wunderbar in einen Trend passen würden, der spätestens mit Vampire Weekend im Indie-Mainstream angekommen zu sein scheint. Im Vergleich allerding klingen Abe Vigoda dann doch eher wie die Jungs, vor denen die wohlerzogenen New Yorker Collegeboys von ihren Eltern immer gewarnt wurden. Sie scheren sich einen Dreck um konventionelle Popstrukturen und Erwartungshaltungen und machen mit „Skeleton“ dementsprechend auch keine Gefangenen. Ideen entstehen hier im Sekundentakt und werden sogleich wieder verworfen. Wildes Getrommel mündet in angedeuteten Popsongs, um dann doch wieder als Noiseinferno zu enden.
Jedes Argument, das man im Prinzip erstmal gegen das Album verwenden könnte, führen Abe Vigoda ad absurdum. Es kümmert sie einfach nicht, dass es vielleicht taktisch unklug sein könnte, ihren größten Hit mit „Dead City/Waste Wilderness“ gleich am Anfang zu platzieren oder dass es dem Hörer dieses Gemetzels niemals möglich sein dürfte, so etwas wie einen roten Faden auch nur aufzunehmen. Diese Jungs verfolgen keinen Plan. Perfektionistisch ausbalancierte Popsongs und klare Spannungsbögen überlassen sie anderen. „Skeleton“ stürmt und drängt über 14 „Songs“ und 32 Minuten immer weiter vorwärts und schlägt dabei willkürliche Haken ohne jemals so etwas wie eine Richtung erkennen zu lassen. Mindestens ein Ziel erreichen Abe Vigoda am Ende dann aber trotzdem: Man will die Band jetzt unbedingt einmal live erleben.
7.0 / 10
Label: PPM /Bella Union / Cooperative / Universal
Spieldauer: 32:36
Referenzen: No Age, Mika Miko, Animal Collective, Liars, Foals, Born Ruffians, Vampire Weekend
Links: PPM, Bellaunion, MySpace
VÖ: 04.10.2008
Ich kann die Sichtweise sehr gut nachvollziehen, sehe aber doch den ein oder anderen Hit. Bei mir hätte es somit ein paar Tapes mehr bekommen;)
Gleich ein paar? viel mehr geht ja gar nicht.
Da wir ja immer ,3 ,7 oder ,0 – Endungen haben, würde ich der Platte zwei bis drei Drittel mehr geben;)