Traurige junge Männer mit Gitarren, auch Justin Ringle scheint einer dieser verzweifelten, ewig mit dem Leben hadernden Gestalten zu sein, die uns in ihrer Musik in einsamen Stunden mitnehmen in ihre Welt von Tod und Vergänglichkeit. „House With No Home“ ist nun schon das zweite Album mit The Horse Feathers, begleitet wird er hier in erster Linie von Multiinstrumentalist Peter Broderick, der Ringles traurigen Gesang plus Gitarre bzw. Banjo mit all jenem unterstützt, was so eine traditionelle Folkinstrumentierung eben hergibt. Besonders hervorstechen tun dabei die wunderschönen Streicherarrangements, die fast allen Liedern hier zu eigen sind.

Klingt nicht sonderlich spannend? Weinerliche Singer/Songwriter gibt es eh viel zu viele? Nun, was „House With No Home“ zu einem außerordentlich hörenswerten Album macht, ist der nur schwer zu klärende Punkt, dass die Referenzen, Elliott Smith, Will Oldham, Iron & Wine, etc., hier zwar alle offensichtlich auf der Hand liegen, aber dann doch nie so wirklich passen wollen. Horse Feathers wirken verspielter als beispielsweise die Palace– und frühen Bonnie „Prince“ Billie-Platten, andererseits aber auch zerbrechlicher, um nicht zu sagen spröder als Oldhams neuestes Werk „Lie Down In The Light“ oder Iron & Wines letztjährige Großtat „The Sheperd’s Dog“. Abgehangene Americana-Weite mischt sich mit jugendlicher Introspektion. An einigen Stellen, zum Beispiel in der Mitte von „Albina“, da verlassen die Instrumente nur für einen Augenblick ihren angestammten Pfad der wohlklingenden Melancholie, drohen zu entgleisen, deuten den Zusammenbruch kurz an, um dann wieder in den Song einzuscheren, als wäre nie etwas gewesen. Getragen wird all dies von Justin Ringles zartem gefühlvollen Gesang, der in seiner Intonation gelegentlich, wie in „Heathen’s Kiss“, überraschend an eine männliche Chan Marshall erinnert. Es sind Momente wie diese, die dem Ganzen eine ganz eigene vor Schönheit strahlende Note verleihen und „House With No Home“ zu einem besonderen Album machen.

Gäbe es so etwas wie einen „NickDrake-Gedächtnispreis“ (und das ist in diesem Fall ausschließlich im positiven, nicht stumpf epigonalen Sinn zu verstehen ), The Horse Feathers gehörten in diesem Jahr mit Sicherheit zu den Nominierten.

7.3 / 10

Label: Kill Rock Stars / Cargo

Spieldauer: 36:40

Referenzen: Nick Drake, Elliott Smith, Iron & Wine, Bonnie „Prince“ Billie, Cat Power, South San Gabriel, Songs:Ohia

Links: MySpace, Kill Rock Stars

VÖ: 12. 09. 2008

3 Kommentare zu “Review: The Horse Feathers – House With No Home (2008)”

  1. Pascal sagt:

    Hier hätte ich ja doch 8 Tapes vergeben, unheimlich gefühlvolles, wunderschönes Album!

  2. Bastian sagt:

    War auch ne knappe Entscheidung, aber für mehr bleibt bei mir einfach noch nicht genug hängen.

  3. Bastian sagt:

    Mittlerweile seh ich’s auch weiter vorne ;) brauchte halt etwas Zeit.

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