Otis Jackson Jr., der Mann mit den 1000 alter Egos, kehrt von seiner Indien-Reise auf „Beat Kondukta 3-4“ zurück und legt prompt eine neue Sammlung von Beat-Skizzen nach. Zum ersten Mal holt sich der Querkopf einen Co-Produzenten an Board: Labelkollegen J.Rocc. Das Ergebnis kann sich hören lassen: Die Emu-Sp-Drummachine spuckt unentwegt rumpelige Loops, während die Quantisierung zugunsten der Lebendigkeit ausgeschaltet bleibt. Der in L.A. ansässige Produzent bleibt seiner Linie treu, verringert jedoch die Anzahl abstrakter Elemente in seinen neuen Produktionen. An dieser Entwicklung dürfte J.Rocc gewiss nicht unbeteiligt gewesen sein. „Stones Throw“, Label des DJs und Produzenten „Peanut Butter Wolf„, bleibt im Jahre 2008 unangefochten die Speerspitze des Independent Hip-Hop.

„Turn The Strings Up!“

Wurden auf dem Vorgänger noch unzählige Sample-Obskuritäten perkussiv interpretiert, findet auf dem aktuellen Werk eine Rückbesinnung auf die klassischen siebziger Jahre Soul-Samples statt. Das knisternde Vinyl entfesselt, in Kombination mit den trockenen, reduzierten Grooves, einen rauen und sperrigen Charme, der kaum jemanden kalt lassen dürfte. Drumloop und Sample fusionieren zu einer Einheit und entwickeln eine hypnotische Monotonie, die keine Sekunde überstrapaziert wird. Madlib gilt zu Recht als Vordenker im instrumentalen Hip-Hop, denn in Zeiten von perfekt ausproduzierten Beats, schafft er mit seinen eigenwilligen Soundcollagen einen durchdachten Gegenentwurf zum vorherrschenden „Bling-Bling“. Er belebt ein vorurteilgeplagtes Genre konstant mit neuen Impulsen, ohne sich größere Ausfälle zu leisten. Der schier endlose Output wird in so einem schwindelerregenden Tempo vollzogen, dass das Aufzählen der Diskografie hier definitiv den Rahmen sprengen würde.

Thoughts Of A Beat-A-Holic

Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass der Soundtüftler schon einen Schritt weiter war, denn die gewohnten Experimente bleiben hier weitgehend aus. Das schafft zwar mehr Raum für Songstrukturen, geht aber auf Kosten der geheimnisvollen, schrägen Note die Madlibs sonstigen Werke durchzieht. Ungeachtet dessen wird „Dil Cosby Suite“ die Fangemeinde in Euphorie versetzen und auch außerhalb des Hip-Hop seine Hörer finden. Der verspielte Minimalismus ist vielleicht nicht jedermanns Sache, räumt aber den Bläsern, Streichern und Vocals den nötigen Platz ein.

7.3 / 10

Label: Stones Throw

Spieldauer: 33:54

Referenzen: Flying Lotus, Yesterdays New Quintet, MF Doom, J Dilla, Lootpack, Quasimoto, Jaylib, Madvillain, M.E.D., Wildchild, Dj Rels

Links: MySpace, Stonesthrow

VÖ: 28.10.08 (physisch) – Download ab sofort unter Stonesthrow erhältlich.

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