POP Goes My Heart

Schweden und Popmusik. Geht schon mal gut zusammen. Mindestens schon seit Abba bringt das Land von Astrid Lindgren, Ikea und zu engen Jeans (ja, wir lieben unsere Klischees) kontinuierlich Musiker hervor, die sich zwar allesamt dreist in der Musikgeschichte (Garage-Rock, 60s-Pop, 80s-Synthiezeug,…) bedienen, denen man dafür aber, dank zumeist überaus charmanter Ergebnisse, nie so richtig böse sein kann. Die junge Dame, um die es jetzt gehen soll, steht dabei irgendwie zwischen den Stühlen.

Lykke Li, mit bürgerlichem Namen Timotei Zachrisson (ganz im Ernst), 22 Jahre jung, überall auf der Welt aufgewachsen, Tochter eines Künstler-/Musiker-Paares der Späthippiegeneration, balanciert gekonnt zwischen Indie-Credibility und Mainstream, zwischen künstlerischem Anspruch und dem perfekten Radiosong. Dass sie sich dabei nicht nur als Musikerin, sondern als Gesamtkunstwerk definiert und inszeniert, machen unter anderem ihre Videos deutlich. Im Clip zu „Breaking It Up“ sieht man bspw. eine verzweifelt dreinschauende Lykke in Männerhemden und übergroßen Mänteln innerhalb einer steril wirkenden 80er Jahre Studio-Szenerie, eine Ästhetik die man aus Calvin Klein-Werbespots kennt. Kunst und Kommerz.

Die Musik des Debütalbums spielt dann mit verschiedensten Spielarten ohne sich je einem konkreten Genre zuzuordnen. Man vermag die elektronischen Einflüsse ihrer schwedischen Kollegen von The Knife ebenso herauszuhören wie den eher traditionell arrangierten Folkpop einer Leslie Feist oder den 60s Pop von Peter, Björn & John, deren Björn Yttling hier produziert hat. Auch der Soul einer Amie Winehouse scheint hier und da, wenn auch eher unterschwellig, durch. Extravagant aber nicht kühl oder unnahbar, so könnte man das wohl zusammenfassen. Was nun wirklich alle Songs auf „Youth Novels“ gemeinsam haben, ist dann aber die schlichte und einfache Tatsache, wirklich ganz große Popmusik zu sein, wahrscheinlich die beste die man dieses Jahr zu hören bekommt. Es fällt schwer einzelne Favoriten aus diesen 14 Liedern zu nennen, ob nun die durchgeknallten Folkpopnummern „Dance Dance Dance“ mit einem der ganz wenigen brauchbaren Saxophonmomenten der jüngeren Musikgeschichte, „I’m Good, I’m Gone“, und „Little Bit“ oder die etwas mehr in Richtung Club schielenden „Complain Department“ und das bereits erwähnte „Breaking It Up“, immer handelt es sich um perfekte Ohrwürmer, in denen es gleichzeitig vor Kreativität und cleveren Brüchen, Kuhglocken und Trompeten nur so wimmelt. Und zusammengehalten wird das alles von der bezaubernden Stimme Lykke Lis, die sich trotz ihrer doch ziemlich kosmopolitischen Kindheit ihr wunderbar charmantes „Swedish-English“ bewahrt hat.

Bei so einem Debüt ist es dann auch fast egal, dass Madonna auf ihrem letzten Album zusammen mit Timbaland und Pharrell nur noch verzweifelt ihrer Jugend hinterher rennt, wir haben ja jetzt Lykke.

8.3 / 10

Label: Eastwest (Warner)

Spieldauer: 51:31

Referenzen: The Knife, Robyn, Jenny Wilson, Peter Björn & John, Annie, Kylie Minogue, Madonna, Feist, Regina Spector, Shout Out Louds

Links: Homepage, Myspace

VÖ: 29.08.08

Ein Kommentar zu “Review: Lykke Li – Youth Novels (2008)”

  1. florian sagt:

    woher, wenn nicht aus schweden? was wird den musikern da ins bi..wasser gemischt?

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