Geheime Kanadier

Die kanadische Musikszene steht in voller Blüte und hat längst auch europäische Indie-Fans fest in ihrer Gewalt. Angeführt durch Bands wie Arcade Fire, Broken Social Scene, Wolf Parade und die New Pornographers besticht die Musik der Nordamerikaner vor allem durch quirlige, spielfreudige und doch so federleichte Arrangements, die der aufmerksame Musikfreund in einer derart hohen Konzentration sonst nirgends finden dürfte.

Dass die fünf Energiebündel von Bodies Of Water, die mit “Ears Will Pop & Eyes Will Blink“ im vergangenen Jahr ein von der deutschen Medienlandschaft leider sträflich missachtetes Debüt vorlegten, aus Los Angeles stammen, könnte da den ein oder anderen Hörer überraschen. Klang der erste Streich der „Kanadier im Geiste“ noch wie eine farbenfrohes Fest, auf dem Arcade Fire zusammen mit Abba zu den Klängen von Fairport Convention Hand in Hand um einen Kirschbaum tanzten, verdient der Nachfolger “A certain feeling“ eher das Prädikat “Absturzparty im LSD-Rausch“.

Auf “A Certain Feeling“ dominieren noch immer die liebgewonnenen mehrstimmigen, euphorischen Gesänge, die direkt zu Beginn mit “Gold, tan, peach and grey“ für einen kraftvollen Auftakt sorgen. Und noch immer stecken die treibenden Songs voller kleiner Überraschungen, doch schlagen die fünf Amerikaner mit dem düsteren “Even in a cave“ und dem gesetzten Schlusstrack “The mud gapes open“ nun auch deutlich ernstere Töne an.

Fans der tanzbaren, seelenvollen Songs des Debüts kommen durch die stampfenden Rhytmen eines “Under the pines“ und die druckvollen Gitarren des psychedelischen Schlüsseltracks “Darling be here“ allerdings auch wieder voll auf ihre Kosten. Bodies Of Water tragen ihr Herz stets direkt auf der Zunge, büßen durch den neuen Variantenreichtum allerdings etwas von der durchgehenden Faszination des Vorgängers ein. Dass die Kalifornier mit ihrem Zweitwerk anstatt ihres Daseins als Geheimtipp nun endlich den verdienten Szenen-Applaus einfahren dürfen, bleibt ihnen zu wünschen.

8.0 / 10

Label: Secretly Canadian / Cargo

Spieldauer: 45:00

Referenzen: Arcade Fire, Abba, Fairport Convention, Danielson, The Mamas & The Papas

Links: Homepage, MySpace

VÖ: 01.08.2008

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