Review: Cut Copy – In Ghost Colours (2008)
Das kurzweilige Vergnügen!
Irgendetwas muss ja dran sein, wird der werte Leser denken, wenn er die zahlreichen, auf der ganzen Welt verteilten, vor Lob nur so strotzenden Kritiken dieses Albums liest. Kurz zusammengefasst lässt sich folgendes berichten: Cut Copy aus Melbourne existieren seit sieben Jahren, ihre erste EP erschien als damaliger One-Man-Act in Person von Dan Whitford noch im selben Jahr, einige Zeit später stießen dann Tim Hoey, Mitchell Scott und Benett Foddy hinzu. Letzterer verweilte aber nicht lange und verließ die Band 2004 kurz nach ihrer ersten LP „Bright Like Neon Love“ schon wieder. Cut Copy konnten schon zu jener Zeit viele Kritiker überzeugen, erlangten insbesondere durch Tourneen mit Franz Ferdinand oder Bloc Party internationalen Bekanntheitsgrad, dessen Höhepunkt gewiss durch die Tour mit Daft Punk Ende 2007 gekennzeichnet war. Einige Monate später veröffentlichte die Band dann „In Ghost Colours“. Und wie jeder an der Durchschnittswertung von Metacritic oder der schier begeisternden Rezension bei Pitchfork unschwer erkennen mag, wird auch das zweite Werk nahezu überall geliebt. Die Frage aber ist, warum?
Ja, zugegeben, Songs wie „Feel The Love“ oder „Hearts On Fire“ setzen sich sicher recht schnell in die Gehörgänge und um es den Hörern nicht allzu schwer zu machen, klingt auch beim ersten Hördurchlauf schon nahezu alles vertraut. Freilich wird die Band auch auf diversen Tanzflächen rund um den Globus mit offenen Armen und freudigen Gesichtern empfangen, der Beat geht schließlich schnell in die Beine und bringt die einzelnen Muskelstränge zielstrebig in Bewegung. Nur drängt sich hier die unausweichliche Frage auf, ob Cut Copy wirklich nötig waren? Zur Beschreibung ihres Sounds reichen die oben genannten Quellen, man bewegt sich eben ganz genau dazwischen, ohne eine eigene Note mit einfließen zu lassen. Ökonomisch gesehen ist das sicherlich ein sehr weiser Schachzug und gerade in den Jahren, wo sich die Hörer vor lauter New Wave Bands eh nicht retten können, wirkt der Daft Punk-Dance-Einfluss erfrischend und passt ein Jahr nach deren begeisternder Tour und dem Hype um Justice & Co. erst recht gut in die Zeit. Wer sich aber einmal Gedanken um die Halbwertszeit eines Albums, dessen Songs allesamt schon beim ersten Hören mitgesummt werden können, macht, wird die Begeisterung vielleicht nicht so ganz teilen können. Es mag sein, dass der Rezensent durch die anhaltende Flut von Bands, die irgendwie „auf New Wave machen“ genervt ist und deshalb vielleicht auch schnell Position bezieht. Aber auch das kann die Tatsache nicht verschleiern, dass es Cut Copy an eigener Identität und nachhaltiger Wirkung fehlt. So ist es nicht verwunderlich, dass sich viele begeisterte Hörer erster Tage inzwischen mit dem Gedanken anfreunden müssen, eventuell etwas vorschnell geurteilt zu haben.
Festzuhalten bleibt, dass „In Ghost Colours“ all denjenigen angeraten werden kann, die auf kurze Vergnügung aus sind. Die werden dann auch, das darf nicht vergessen werden, mit einer Platte belohnt, die einige Parties retten dürfte. Allen anderen hingegen hat dieses Album schon nach wenigen Durchgängen nichts mehr zu sagen.
4.7 / 10
Spieldauer: 50:23
Label: Modular / Interscope / Universal
Referenzen: Bloc Party, Daft Punk, Franz Ferdinand, Black Kids, New Order, Klaxons
VÖ: 12.05.2008 (UK)
Das die Platte sehr kurzlebig ist kann ich wohl bestätigen. Trotzdem finde ich, dass sie schon irgendwie eigenständig klingen. Den Vergleich mit Bloc Party und Franz Ferdinand finde ich jedenfalls nicht so treffend, dann schon eher Hot Chip in unvertrackt und weniger clever.
Naja, zumindest waren sie mit beiden Bands auf Tour, das kommt ja nicht von ungefähr;) Hot Chip könnte man als Referenz aber sicherlich auch nennen, klar.
Waren Arcade Fire nicht mal mit U2 auf Tour ;)