An dieser Stelle gibt es jetzt ausführlich die Story zur ersten Städtetour in Paris zu lesen. Eigentlich war ich anfangs ja der Überzeugung, auch einen separaten Bericht anzufertigen, sehe darin aber aufgrund des wunderschön, liebevoll detailliert geschriebenen Textes von Thorben (Bild oben:rechts) absolut keinen Sinn mehr. Es würde wohl höchstens Euch Leser langweilen;) Von meiner Seite gibt es nur ganz wenig hinzuzufügen, insofern überlass ich dann mal Thorben das „Wort“:

Städtetour Vol. 1: Paris (24.05.2008)

Ein Tag, der damit beginnt in einem Kölner Cafe zu sitzen und Eis zu essen, kann ja eigentlich nur ganz Groß werden. Zumindest wenn dieses als Auftakt einer nicht ganz 24 Stunden dauernden Odyssee quer durch Europa zu sehen ist. Hier noch einmal das Tagesprogramm im Schnelldurchlauf: In Köln in den Zug springen, 4 Stunden später in Paris wieder aussteigen, Bierchen trinken, ab zum Animal Collective Konzert, noch ein Bierchen trinken und wieder in den Zug nach Köln. Eine Tour von der mir mein Anlageberater höchstwahrscheinlich aufs Schärfste abgeraten hätte. Einer der Gründe warum ich auch noch nie mit meinem Anlageberater irgendwo hin gefahren bin. Ganz im Gegenteil zu Pascal, welcher als Initiator dieser Reise neben mir in besagtem Kölner Cafe sitzt. So, das Eis ist verputzt, die Sonne scheint prächtig und wir besteigen den Zug Richtung Paris mit der Gewissheit, dass heute einer der Tage ist, an die man sich später erinnern wird.

Endlich in Paris angekommen war es noch viel zu früh um zum Alhambra, dem Spielort von Animal Collective, und somit unserem Tagesziel zu tapern, was uns die Möglichkeit eröffnete die hochgelobte französische Küche kennen zu lernen. Mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher, dass wer die französische Küche jemals lobte nie in seinem ganzen Leben auf Pariser Junkfood angewiesen war. Auf jeden Fall ist der „Crusty Chicken“ (französisch für alte Chicken McNuggets in angebranntem Zwieback) eine der miserabelsten Kreationen der Kochgeschichte. Davon, und von der Tatsache, dass es irgendwie immer ganz schön verflucht windig ist, abgesehen, kann man aber nicht umhin festzustellen, dass Paris als Stadt doch sehr viel Charme versprüht und ich deshalb sicherlich eines Tages noch mal wiederkehren werde. Dann wahrscheinlich auch für mehr als knappe 14 Stunden.

Nun waren wir also gesättigt, hatten die empfohlene Tagesdosis an Bier leicht überschritten und sogar unsere kleine Reisegruppe mit Christian und Astrid aufgestockt. Kurz gesagt: Es konnte losgehen! Das Alhambra ist ein kleineres Theater, welches anscheinend gerade renoviert wurde. So folgte nach einem ganz hübschen Eingangsbereich ein doch eher karg wirkender Konzertsaal. Da ich aber gar nicht für „schöner Wohnen“ oder ähnliches schreibe, kann mir dieser Punkt auch ziemlich egal sein. Ein Punkt der mir hier aber nicht egal sein sollte, ist die Akustik des Saals. Diese war tatsächlich ausgezeichnet, was besonders bei der Vorgruppe entscheidend war. Denn Bradford Cox entschied sich mit seiner Ein-Mann-Gruppe „Atlas Sound“ den kompletten Gig über auf ein und derselben Stelle der Bühne zu verharren. Diese Stelle war aber leider für 90 Prozent des Publikums nicht einzusehen. Man mag nun argumentieren, dass dies als künstlerischer Ausdruck zu sehen ist und so weiter. Ich hingegen bin ja eher der Überzeugung, dass es bei einem Konzert fast genauso wichtig ist den Musiker bei seiner Arbeit zu sehen, wie die Musik zu hören. Rein musikalisch gesehen aber war der Auftritt einwandfrei und eine perfekte Einstimmung für Animal Collective. Diese überraschten zunächst damit, dass sie lediglich zu dritt auf der Bühne standen, zumal Deacon anscheinend nicht mitgereist war. Doch auch in Unterbesetzung konnte das Kollektiv aufs vollste Überzeugen und hat sich mit dem Auftritt Höchstnoten in allen Bereichen verdient. Am meisten beeindruckt dabei der kreative Output der Band. Kaum ein Stück wird so dargeboten, wie man es von der Platte her kannte. Immer wieder wird bekanntes völlig neu variiert, aber ohne jemals die Harmonie des Ganzen zu stören. So schaffen sie es dann auch fast spielerisch das gesamte Publikum zu faszinieren und es herrscht eine Stimmung der kollektiven Euphorie.

Kurz nachdem dann aber der letzte Ton verhallte, wurde man dann auch recht zügig von dem Sicherheitspersonal hinaus komplementiert. So standen wir dann auch um kurz nach 23 Uhr wieder auf der Straße und suchten den nächstbesten Ort, um noch einmal das Konzert zu reflektieren und dabei vielleicht etwas zu trinken. Schön dabei zu sehen, dass das Konzert, nicht nur von mir alleine, sondern im allgemeinen Konsens als wirklich sehr gut und schwer erinnerungsträchtig eingestuft wurde. Christian und Astrid verabschiedeten sich dann aber auch Richtung Hotel und so lag es an Pascal und mir herauszufinden, ob man nicht viel besser auf den Luxus eines Bettes verzichten kann und sich stattdessen einfach von der Nacht treiben lässt. Und so wie es den Missetäter auch immer wieder an den Ort des Verbrechens zurück zieht, so zog es auch uns beide zurück zum Alhambra. Dort angekommen waren außer uns nur noch sehr wenige Leute unterwegs. Allerdings die wenigen, welche wir dort antrafen, waren dann auch die Bandmitglieder von Animal Collective. Alle drei sehr sympathische Menschen, die sich auch gern dazu bereit erklären, noch ein wenig mit uns zu plauschen. Doch irgendwann mussten wir uns auch von den Jungs verabschieden und zogen weiter Richtung Innenstadt, um zu sehen, dass man noch ein nettes Plätzchen findet, wo man noch die Stunden bis zur Rückreise verbringen kann.

So sitzen wir schließlich gegen 2 Uhr Nachts vor einer Bar und langsam gehen in Paris um uns herum die Lichter aus. Ein kritischer Moment, zumal es noch fast 5 Stunden sind, bis unser Zug fährt. Mein persönliches Horrorszenario mitten in der Nacht wirr durch die Stadt zu laufen und überall auf verschlossene Türen zu stoßen drohte Realität zu werden. Es musste also besser schnell etwas passieren. Doch zu unserem großen Glück, konnte man plötzlich direkt vor uns Leute auf Deutsch reden hören. Wenn das mal nicht eine großartige Gelegenheit ist um nach Weisung für den Rest der Nacht zu fragen. So trafen wir auf Dirk und Manuela, welche sich bereit erklärten uns beide für die Nacht zu adoptieren und uns ein wenig in Paris herumzuführen. Erstes Reiseziel: Sacre Coeur! Okay, nicht ganz. Ehrlich gesagt war das erste Reiseziel die nächste Kneipe, in der man sich noch so gerade überreden ließ uns ein Bier zu verkaufen. Aber direkt danach ging es dann rauf zum Sacre Coeur. Auf dem Weg zeigte sich dann auch, wie wichtig der Zwischenstopp in der Kneipe war, denn ohne eine kleine Stärkung vorher, hätte man wahrscheinlich die etwa 17 Milliarden Treppenstufen nicht mehr überlebt. Aber mit genügend Bier und netten Menschen an seiner Seite, stellt so ein Anstieg nahezu kein Problem da. Tatsächlich keimt in mir der Verdacht, dass sich auch Sir Edmund Hillary und Tensing Norgay nur zufällig in einer nepalesischen Kneipe trafen und irgendwann nach diversen Bier sagte Tensing dann sowas wie:“Ey Edi, komm ma‘ kurz mit. Ich kenn da `n Plätzchen mit `ner tierisch geilen Aussicht!“ Aber wie auch immer, wir hatten nun gerade unseren „Mount Everest“ für diese Nacht bestiegen und saßen friedlich vor dem Sacre Coeur, während sich das nächtliche Paris unter uns ausbreitete. Ein geradezu überwältigender Anblick, den man nur jedem wärmstens empfehlen kann, der einmal die Chance dazu haben sollte. Nächster Punkt auf der Tages-(bzw. Nacht-)Ordnung sollte dann das Moulin Rouge werden. Ein Döner auf dem Weg verschaffte uns noch eine Pause, welche Zeit für eine kleine Milieu-Studie lieferte. Montmartre, das Viertel in dem sowohl Sacre Coeur als auch das Moulin Rouge liegen, ist zwar optisch recht ansprechend und sicherlich auch in puncto Nachtleben sehr interessant, aber, gelinde gesagt, nicht unbedingt der Ort, wo man besoffen auf einer Parkbank einpennen möchte. Tatsächlich wurden wir in der kurzen Zeit, die wir döneressend an einen Zaun gelehnt verbrachten, gleich Zeuge von 2 völlig unabhängigen Schlägereien. Als dann auch noch ein großer, leicht nervöser Mensch anfing, direkt hinter mir ein kleines Päckchen aus dem Gebüsch zu kramen, welches kurz danach für erstaunlich viel Geld, gemessen an der Größe des Päckchens, den Besitzer wechselte, wurde zumindest ich ein wenig unruhig. Zum Glück zogen wir dann aber auch recht bald weiter und so standen wir kurze Zeit später vor dem Moulin Rouge. Leider ist das Moulin Rouge ab 2 Uhr nachts, wenn da die Lichter ausgehen, vollkommen uninteressant. Sieht halt einfach aus wie jedes x-beliebige andere Haus bei Nacht. Von einer Enttäuschung kann man aber trotzdem nicht sprechen, zumal das komplette Unterfangen ja eh mehr unter dem Motto stand: „Der Weg ist das Ziel“. Nach einem letzten gemeinsamen Bier verabschiedeten sich dann auch Dirk und Manuela, an die ich hier noch mal ein herzliches Dankeschön entrichten möchte. Ohne die beiden wäre die Nacht wahrscheinlich ganz schön langweilig geworden. Da es mittlerweile aber auch so ungefähr 5 Uhr war, machten auch Pascal und ich uns auf den Weg zum Bahnhof.

Dort angekommen sollte unser Zug sogar schon auf uns warten. Also schnell noch ein Käffchen und ein letztes mal die sanitären Anlagen in Paris nutzen und schon sitzen wir im Zug mit dem letzten Bier dieser Tour in der Hand. Zwar hätte ich darauf verzichten können, kurz bevor die Fahrt losgeht noch einmal vom Schaffner aus dem Zug geworfen zu werden, nur um dann sofort wieder einzusteigen, aber stören konnte mich dieser Umstand auch nicht mehr. Eigentlich genauso wenig wie der klassische Super-Gau eines jeden Bahnfahrers: Die Schulklasse im Abteil. Aber, ich war müde und glücklich und konnte auf diese Art sogar noch etwas über Verdauungs- und/oder Beziehungsprobleme 14jähriger Mädels lernen. Man weiß ja nie, wann man sowas mal gebrauchen kann!

(Thorben Huelmann)

Von mir bedarf es jetzt eigentlich nur noch einer einzigen abschließenden Frage: Warum musste morgens um sieben Uhr ausgerechnet eine einzige Gardine in dem gesamten Zug durch zwei Schrauben in der Mitte der Leiste von ihrer Funktion beraubt werden?

Auch von mir hier noch einmal ganz lieben Dank an Manuela und Dirk. Vor allem dafür, es so lange mit erst Mitte-20ern ausgehalten zu haben!!!

4 Kommentare zu “Auf Touren: Die Story von Paris!!!”

  1. Dän sagt:

    Ich hätte ja an Deiner Stelle eher das weiße No-Age-Shirt gekauft, Pascal. ;)

  2. Pascal sagt:

    Wenn Du das weiße Shirt sehen willst, Dän, dann warte auf den Bericht aus Heidelberg, der nächste Woche fertig sein müsste;)

  3. Dän sagt:

    Wenn ich das weiße Shirt sehen will, gucke ich einfach an mir runter. ;)

  4. […] “Sag mal, macht ihr demnächst eigentlich noch mal so ‘ne Tour? So wie damals in Paris, Heidelberg oder Wetzlar, Du weißt schon.“ Lange Zeit mussten wir diese Frage verneinen, nun […]

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