John GrantLove Is Magic

„Disappointing“ war ein Spitzensong. Das dazugehörige Album ein spannender Zwitter aus Sarkasmus, wilden Idiomen und zuweilen ganz schön forderndem Pop. Nachdem er seine Zeit mit The Czars so auf „Grey Tickles, Black Pressure“ schon gänzlich überwunden hatte, scheint Grant nach seinem Intermezzo mit Creep Show noch mehr Gefallen an großer elektrifizierter Popmusik gefunden zu haben. Doch trotz kürzerer Lunte springt der Funken nur in den seltensten Fällen über.

Grants chamäleonhafter Pop hat sich seit seinem ersten Alleingang auf „Queen Of Denmark“ erheblich verändert. Seine elegische, nach wie vor elegante Stimmfarbe wandert auf dem vierten Solowerk nach wie vor durch engmaschige Klangräume, nur scheint es, dass die im ersten Song benannte „Metamorphosis“ mittlerweile ihren Höhepunkt erreicht hat. Die einstige Opulenz weicht knackigem Electropop, der nur sehr selten den Status „gewöhnungsbedürftig“ verlässt. „Preppy Boy“ markiert hier einen Höhepunkt, den man gewiss auch auf „Mr. Dynamite“ des zuvor bereits erwähnten Nebenprojekts als mehr als passend empfunden hatte. Schuld daran ist Ben Edwards, der nicht nur Partner bei Creep Show war, sondern auch als Produzent auf „Love Is Magic“ fungiert und die nach wie vor ziemlich unwiderstehlichen Melodien Grants in ein deutlich zu groß geratenes Synthiekleid hineinbugsiert.

„Smug Cunt“ ist eben solch ein zweischneidiges Schwert: Der Bass braust, die elektronischen Spielereien kreiseln wie zu seligen Formel-Eins-Zeiten und Grant croont derbst und höchst sexualisiert. Dass das alles mit dem entsprechenden Augenzwinkern gemeint ist, bleibt zu hoffen, schweißnass und triefend geht es schließlich direkt mit „He’s Got His Mother’s Hips“ weiter. Hier wie da sucht sich Grant Protagonisten, die ihr Heil mit der Lendengegend suchen, zumindest hier hat sich seit „Queen Of Denmark“ nur wenig geändert. Doch kaum ist der zugegeben verführerische Hüftschwung verschwunden, tönt „Diet Gum“ die Szenerie ab, das Rotlicht wird zum hysterischen Stroboskop. Disco war gestern, Dark Room ist heute. Aber eben bitte nur mit Gummi.

„Love Is Magic“ ist ein unerhört sexuell aufgeladenes Werk, dem die titelgebende Magie aber auf Albumlänge zu schnell abhanden kommt. Generell macht der Sänger ja wenig falsch – die Produktion ist so klar wie ein Gin Tonic und bei „Is He Strange“ blitzt sogar die wortgewaltige Grandezza früherer Zeiten auf -, doch sobald nur ein Hauch mehr Elektronik ins Spiel kommt, wirkt „Love Is Magic“ fast schon überfordert. Noch ein Umstand, den es sich mit „Mr Dynamite“ teilt. Dazu kommt noch, dass es dieses Übermaß an Synthetik in zu viel Theater verpackt. Sicherlich, Grant liebt das Dramatische, das Versteckspiel, doch irgendwann ist dann das Maß voll und selbst die beiden stärkeren Songs „The Common Snipe“ und „Touch And Go“ am Ende des Albums können bei „Love Is Magic“ nicht über eine gewisse Fokussuche hinwegtäuschen.

Hatte der Song „Love Is Magic“ schon beim Erscheinen kurzfristig Ängste geschürt, dass sich Grant mit seinen Popbasteleien und der Hinwendung zur Elektronik verheben könnte, betritt das gleichfalls betitelte Album nun leider genau diese Wege. Auch wenn „Disappointing“ nach wie vor wie kaum ein Song im Ohr geblieben ist und damit eigentlich genau diese Wege hätte ebnen können, versäumt es Grant, hier nachzulegen. Die Magie verfliegt zu schnell, als dass sich daraus Liebe entwickeln könnte.

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