Dass sich Marlon Williams und seine nicht minder talentierte Partnerin Aldous Hannah Harding schmerzvoll und doch in beiderseitigem Einvernehmen in der Entstehungszeit seines zweiten Albums getrennt haben, darf für „Make Way For Love“ weder Randnotiz noch Haupteinfluss sein. Harding, die selbst im vergangenen Jahr zu einer sentimentalen „Party“ aufrief, ist permanent fühlbar, so sehr sonnt sich Williams im Vergangenen, ohne sich jedoch zu sehr im Gefühlsduseligen zu verlieren. Das gipfelt in einem Duett der Sonderklasse, in dem sich die beiden erstaunlich offen ins Zwiegespräch begeben.

Nach seinem herausragenden selbstbetitelten Debüt und dem furiosen „Vampire Again“ als Zwischensnack hat der Neuseeländer für „Make Way For Love“ seine Kernkompetenzen noch stärker komprimiert und wie ein Skulpteur in eine altmodische, aber niemals antiquierte Form modelliert. Seine bemerkenswerte Stimme orientiert sich im Gegensatz zum ersten Album deutlicher an den Croonern der 50er- und 60er-Jahre, ohne dabei ihr leicht androgynes Timbre vollends zu verlieren. Die Stimmung ist dem Thema entsprechend gemessen, nie komplett trüb, immer ein wenig gesetzt, bisweilen elegisch und von verschwenderischer, bitterer Süße, das Tempo bis auf wenige Ausreißer gedrosselt. Und doch blitzt gerade in Momenten wie dem hinreißenden „Party Boy“ dieses erhebende Augenzwinkern auf, das den jungenhaften Musiker bisher ausgezeichnet hatte.

Natürlich beherrschen Herzschmerz-Themen die wie an einer Perlenschnur aneinander gereihten Songs, natürlich sind es gebrochene Akkorde, die wahlweise von Steelguitar oder gezupften Streichern wie im Titelsong für Stimmung sorgen und auch ein beherzter Doo Wop-Chor fehlt nur in wenigen Stücken. Während „Come To Me“ fast schüchtern beginnt und so ein wenig die Lücke zwischen Chris Isaak und Elvis zu schließen versucht, ist das darauffolgende „What’s Chasing You“ eine hübsche kleine Albernheit, mit dem Williams die trüben Gedanken vertreibt und sich auf den Weg ins Innere macht. Immer wieder stellt er sich Fragen über Fragen, taucht seine Gedanken in die silbrige Firnis aus Vergeben und Vergessen und will doch über den Verlust der Zweisamkeit das Lieben nicht verlernen. Es sind die verpassten Chancen, die er nicht nur in „I Know A Jeweller“ feststellt, es sind die gemeinsamen Momente, die komplimentarm vorbeigezogen sind und die er jetzt herbeisehnt.

Immer wieder geht es Marlon Williams darum, trotz der Trennung eine zurückhaltende Liebeserklärung zu verfassen. Dass diese jedoch verhallt, ist nicht nur dem tieftraurigen „Love Is A Terrible Thing“ anzumerken. Trotz aller kurzfristigen Aufhellungen bleibt „Make Way For Love“ dunkel, bei „I Didn’t Make A Plan“ gar wuchtig und erinnert mit seinen Klavierkaskaden nicht nur beiläufig an die dunklen Liebesmoritaten eines Nick Cave. Es sind dabei kleine bis kleinste Variationen, die dem Album in seiner erstaunlich kurzen Dauer von nicht einmal vierzig Minuten ausreichend Abwechslung angedeihen, um nicht einem schnulzigen oder wehleidigen Ton zum Opfer zu fallen. Vielmehr beherrschst Williams eine Grandezza, die er im Duett mit seiner Ex-Freundin zur wahren Perfektion treibt. Und damit den Weg frei macht, für eine (neue) Liebe, die genau da ansetzt, wo „Make Way For Love“ zu guter Letzt endet.

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