Zusammen mit Gavin Russom als Delia & Gavin war Delia Gonzalez schon immer die krautige Disco-Astronautin der DFA-Familie. Auch ihr zweites Soloalbum ließe sich mit seinen synthigen Wölbungen in höheren Sphären vermuten, zielt aber thematisch faszinierenderweise in Richtung amerikanischer Westernfilm-Soundtracks. Gonzalez übersetzt diese Inspiration weder direkt mit Worten, noch pflastert sie das rein instrumentale „Horse Follows Darkness“ mit genretypischen Soundmarkern wie Mundharmonika oder Maultrommel zu. Wo sich möglicherweise eine Andeutung von Saloonklimpern finden ließe, dehnt „Roulette“ das Tastenhämmern vielmehr repetitiv in ein ungewisses, weites Areal aus, während „Hidden Song“ vereinzelte Lagerfeuer-Akkorde umgehend mit elektrisch verzerrter Gitarrentextur kontrastiert. Ähnlich überstrahlt ein helltöniges Pianomotiv über Synthblasen und -melodien das eröffnende „In Through The Light“, bis es gegen Ende von nervös auseinanderstebenden, tieferen Noten unheilvoll verdrängt wird. Ob nun irdisch oder kosmisch gedeutet, erweisen sich Gonzalez‘ Stücke als wundervolle, kompakte Reisen, die gerade dann eine neue Facette enthüllen, wenn sie scheinbar einen meditativen Driftzustand erreicht haben: im Titelstück als bassiger, umraunter Ambient wie auch im anschließenden „Vesuvius“, dessen analog geschichteter Techno an Petar Dundov erinnert, jedoch statt mit kilometerlanger Melodielinie durch komplex verflochtene Loops in seinen Bann zieht.

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