Interview: BNQT

Vor zehn Jahren hätte allein schon die Besetzung von BNQT mit Mitgliedern von Franz Ferdinand, Band Of Horses, Grandaddy, Midlake und Travis für Schnappatmung unter Indie-Fans gesorgt. Heute reagiert die Öffentlichkeit gelassen, für die Superlative rund um „Volume 1.“ muss Bandchef Eric Pulido selbst sorgen.

Die Geschichte von BNQT kann man auf zwei Arten erzählen. Zunächst wäre da die Version der Superlative mit BNQT als Who’s Who des Indierocks: Ben Bridwell von Band Of Horses, Alex Kapranos von Franz Ferdinand, Fran Healy von Travis, Jason Lytle von Grandaddy und Eric Pulido von Midlake – vereint auf einem Album. Selbstbewusst verweisen BNQT mit dem Albumtitel „Volume 1.“ daher auf das gleichnamige Album der vielleicht ikonischsten Supergroup der Musikgeschichte, Traveling Wilburys. Allerdings beginnt hier die Geschichte der Superlative bereits zu bröckeln, denn natürlich vergleichen sich BNQT nicht ernsthaft mit der Band von Bob Dylan, George Harrison, Jeff Lynne, Roy Orbison und Tom Petty. „Wir sind allerhöchstens Traveling Wilburys für Arme“, witzelt Eric Pulido, der Initiator des Projekts. Wichtiger für die Entstehung von BNQT, die wie das englische Wort „banquet“ ausgesprochen werden, war aber eine andere Gruppe.

„Bei The Band gab es nie den Fokus auf einen Leadsänger, stattdessen hatten sie verschiedene Sänger und Songschreiber“, so Pulido über seine Lieblingsband. „Ihre Alben entwickeln dadurch eine ganz eigene Dynamik, weil unterschiedliche Ideen zusammenkommen, sich die Stimmen abwechseln oder im Harmoniegesang aufeinander treffen. Diese Dynamik wollte ich mit BNQT auch erreichen.“ Da jedoch lediglich Fran Healy und Jason Lytle in Midlakes Redwood Studio in Denton, Texas vorbeischauten, blieb Pulidos Traum vom fünfstimmigen Harmoniegesang auf „Volume 1.“ größtenteils unerfüllt. Nur auf „Real Love“ sind alle Sänger gemeinsam zu hören, ansonsten sind die zehn Songs des Albums fair unter den fünf Songwritern aufgeteilt und durch den Austausch über das Internet entstanden.

Die zweite Geschichte von BNQT ergibt sich, wenn man statt der Sänger die Musiker dahinter in den Fokus rückt, die für den nostalgischen Trip quer durch den Westküsten-Rock der 70er sorgen. Denn da Pulido mit Drummer McKenzie Smith, Gitarrist Joey McClellan und Keyboarder Jesse Chandler an den Songs auf „Volume 1.“ gearbeitet hat, kann man BNQT auch ganz unaufgeregt zusammenfassen: Midlake spielen mit fünf verschiedenen Sängern, nachdem ihr langjähriger Frontmann Tim Smith die Band vor dem letzten Album „Antiphon“ verlassen hat. Dieser Sichtweise widerspricht der neue Frontmann der Folkband jedoch vehement. „Dieses Album ist keine Reaktion auf den Weggang von Tim“, so Pulido. „Schließlich haben wir den schon verarbeitet, als wir ohne ihn das Album „Antiphon“ aufgenommen und die anschließende Tour gespielt haben.“

So ganz scheint die Trennung aber doch noch nicht vollzogen, stattdessen deutet Pulido an, dass beide Seiten mit einer Rückkehr zur Originalbesetzung liebäugeln, seit sie im letzten Jahr für die Jubiläumsversions ihres Erfolgsalbums „The Trials Of Van Occupanther“ gemeinsam Songs aufgenommen haben. „Weil uns noch nicht klar ist, wie es mit Midlake weitergehen wird, fokussieren wir uns gerade voll auf BNQT“, erklärt Pulido – und ergänzt im Hinblick auf die zahllosen Mails, die er während der Entstehung von „Volume 1.“ mit den vier anderen Songwritern ausgetauscht hat: „Anders ist der organisatorische Aufwand eines solchen Projekts nicht zu stemmen.“

Der Albumtitel „Volume 1.“ ist nicht nur eine Anspielung auf Traveling Wilburys, sondern auch ein Hinweis darauf, dass Eric Pulido BNQT nicht als einmaliges Spaßprojekt versteht, sondern bereits an der Fortsetzung der Reihe arbeitet. Für den Nachfolger möchte er vier neue Sängerinnen und Sänger zusammenbringen, verrät aber nur einen Namen: „John Grant sollte eigentlich schon an diesem Album mitwirken, das hat aber terminlich nicht hingehauen. Für das zweite Album ist er fest eingeplant.“ Es wäre nicht die erste Zusammenarbeit zwischen Midlake und dem ehemaligen Czars-Frontmann, auf dessen Debütalbum „Queen Of Denmark“ Midlake 2010 als Begleitband auftraten. Traveling Wilburys veröffentlichten nach ihrem Debütalbum übrigens direkt „Traveling Wilburys Vol. 3“ und übersprangen somit das schwierige zweite Album, weil ihnen der Druck und die hohen Erwartungen zu viel wurden. „Das Problem haben wir zum Glück nicht“, so Pulido lachend. „Deshalb können wir einfach mit „Volume 2.“ weitermachen.“

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