Knapp sechs Jahre ist her, dass Esben And The Witch mit „Violet Cries“ ihr erstes Album veröffentlichten. Schon damals war die Band zu weit abseits unterwegs, um sie einfach dem harmoniesuchenden Dream Pop zuordnen zu können. Doch das Geschehen auf dem Debüt und auch noch dem Nachfolger bestimmten fast durchgehend kompakte Strukturen, die dafür sorgten, dass die Band ihr schon damals ohne Zweifel vorhandenes Potential nicht so richtig ausschöpfen konnte. „A New Nature“, das dritte Album, kam dann punktuell schon etwas ausladender und unberechenbarer daher, mit weit gefassten Soundteppichen, die sich die Freiheit nahmen, einfach nur vor sich hinzuwabern.

„Older Terrors“ ist nun auf der einen Seite die logische Weiterentwicklung, auf der anderen Seite aber auch ein furioses Zeugnis davon, wie sich Anspruch und Output einer Band über einen relativ geringen Zeitraum ändern können. Gerade einmal vier Songs warten hier noch auf, alle bewegen sich jenseits der 10-Minuten-Marke. Quasi als Einleitung ist Rachel Davies‘ Stimme zwar in jedem Song noch zur richtigen Zeit am richtigen Ort und dort natürlich dominant, doch auf voller Distanz spielt sie nicht mehr die überragende Rolle. Stattdessen stellen sich auf „Older Terrors“ in den Schlüsselszenen genussvoll und unüberwindbar bedrohliche Soundwände in den Weg. Hier versuchen sich Esben And The Witch erst gar nicht an einer besonders filigranen Überleitung, sondern lassen die Dunkelheit unvermittelt in die Songs einziehen.

Verzweifelt kreischende Gitarren, verdichtete Drums und hartnäckiger Drone folgen jeweils auf Davies‘ eindringlichen Prolog, um ihn im selben Augenblick mit in den rauschenden Abgrund zu ziehen. Es sind Momente wie die letzten Minuten im Finale „The Reverist“, die das Album ausmachen: Die tosende Brandung fegt alle Gefühle und Regungen hinweg, die zuvor aufgekommen sein könnten. Alles dreht sich beharrlich im Kreis, ganz als ob es kein Entrinnen mehr aus diesem Strudel gäbe.

Dabei kommt einem die Ästhetik des Albums, besonders in Hinblick auf Parameter Rhythmus, Dynamik und der abschließenden Repetition, keineswegs unbekannt vor. An diesen Punkten könnte man es vielleicht als kleines „The Seer“ bezeichnen, letztendlich würde man dem britischen Trio jedoch nicht gerecht werden. Zu deutlich bewandelt es inzwischen einen ureigenen Pfad, auf dem „Older Terrors“ so etwas wie der einzig zwingende nächste Schritt ist.

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