Douglas DareAforger

Für sein poetisches, minimalistisches und zartes Debütalbum „Whelm“ wurde der junge, in London ansässige Singer-Songwriter und Pianist Douglas Dare hochgelobt. Nach vielen persönlichen Ereignissen und Offenbarungen präsentiert sich Dare zwei Jahre später auf dem schwierigen Nachfolgewerk verletzlicher, aber auch persönlich reifer und musikalisch komplexer. Trotzdem bleibt er seiner tragenden Figur, dem Klavier, weiterhin treu.

Der Titel des in den Abbey Road Studios gemasterten Albums spielt mit dem englischen Begriff „a forger“ („Fälscher“). Dares eigene Vita bildet die Grundlage für die neue angeschlagenen Töne, nachdem ihn in letzter Zeit viele Herausforderungen erschütterten und dabei seine Vorstellungen von Identität und Realität hinterfragen ließen. Tief verwurzelt finden sich diese Gedanken auf dem Album wieder, allerdings ohne wehmütig und desillusioniert zurückzublicken. Vielmehr scheint die Musik von einer kraftvollen und ehrlichen Spannung geleitet, die von einer neuen düstereren Welle getragen wird.

Nicht nur optisch lässt sich schon auf dem Cover eine große Veränderung erkennen, mit der Dare vielleicht sein vorheriges Image eines melancholisch ländlichen Jungen am Klavier aufbrechen möchte. Halbnackt und schlaksig, frontal in die Kamera schauend, mit einem fischigen Bouquet im Mund, bekommt diese ganze Sache eine bittersüße Erwartungshaltung. So besticht das eröffnende „Doublethink“ (eine Hommage an Orwells „1984“) musikalisch mit zart treibenden Gitarren-Variationen und eckigen Drums, offeriert mal melodiöses Klavierspiel, mal kraftvoll angeschlagene Akkorde. In der Gesamtheit ergibt sich ein graziler wie auch starker Song. Zerfranst und kantig spiegelt „Greenhouse“ Dares Erfahrungen wider, untermalt sie durch maschinenhafte und schleppende Elektronik und türmt sich in einem großen Crescendo auf.

Waren auf „Whelm“ die Balladen eher minimalistischer und ruhiger Natur, so ist beispielsweise „Oh Father“ auf eine viel dunklere und dröhnende Weise balladesk. Besonders durch den Wechsel und das Zusammenspiel von leiernden Synthie-Teppichen, streicherartigen Verzerrungen und einem tiefen, glockenartigen Klavierspiel besitzt der Song eine vielschichtige Klangatmosphäre. „The Edge“ ist sogar noch weiter zurückgenommen, hier beschränkt sich Dare in düsterer Art auf das Elementare, das auf „Whelm“ so präsent war: Klavier und Gesang. Doch während das Klavierspiel natürlich bleibt, spielt der Gesang mit Filtern und Verzerrungen und tanzt in einer wunderschönen, aber tieftraurigen Harmonie mit einer weiblichen Stimme einen dem Zuhörer unbekannten Tanz.

Ob ein schnelleres Tempo und Retro-Sci-Fi-Sounds („Binary“), eine reine Begleitung durch ein Bläserensemble („Stranger“) oder ein jazzig-schleppendes und pompöses „New York“-Stück – Dare tobt sich musikalisch aus und zeigt, getrieben von inneren und persönlichen Kämpfen, sein Potenzial und Können. Mit „Whelm“ hat sich Dare das erste Mal dem Publikum präsentiert, mit „Aforger“ schöpft er aus den Vollen und hebt sich als Künstler auf eine neue Ebene.

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