RooseveltRoosevelt

Der Zauber liegt manchmal einfach im Detail. Da tanzt „Moving On“ über diesem wunderbar satt klatschenden, schellenden und vor allem Basslauf-fundierten Beat wie ein prachtvolles Farbkaleidoskop dahin, bis am Schluss nur noch ein einzelner der vielen kleinen melodischen Läufe ausklingt – und sich als quietschiges Saxophon entpuppt, das die ganze Zeit unbemerkt darin eingewebt gewesen zu sein scheint. Füllig, doch nicht überladen: Mit seinem Debütalbum kredenzt Marius Lauber alias Roosevelt bunt gesprenkelten, wohlig ausgedehnten Federkissen-Synthpop.

Dass auf „Roosevelt“ zwar fast ausschließlich unveröffentlichte Songs enthalten sind, aber auch die knapp vier Jahre alte Debütsingle „Sea“, lässt im Vergleich erkennen, dass der Kölner seine Soundästhetik schon früh gefunden hat. Mit ihren kunstvoll unsauberen, verschlierten Zügen fühlt sie sich zeit- und ortlos an in einem physischen Sinn, spürbar werden dafür die Emotionen aus verhaltener Euphorie, Hoffnung und gefederter Melancholie. Druckvoll aufspielend findet „Sea“ mit seinem feinen, graduell abgedämpften Synthmotiv eine effektive Balance zwischen flächigen und ereignisarm verhallten Phasen. Die Übergänge dazwischen bauen eine vor allem dem Beatfluss dienliche Anspannung auf, die sich weniger entlädt, als dass sie sanft ausgestreckt verpufft.

Discoider, doch nicht weniger schwungvoll ist „Colours“, das zwischendurch sowohl Raum für eine Piano-House-Sequenz, Arpeggio-Pirouetten über verlustiertem Basslauf und Gitarrenschlenker im Outro findet. Feiner pickt Lauber den Sechssaiter im verträumten Balearic-Dance „Night Moves“, zu elektrifizierten Riffs drückt im Anschluss „Belong“ dafür mit extrafeuchten Jan-Hammer-Drums auf die Italo-Tube. Lauber selbst singt zwar auf fast jedem seiner Songs, ist dabei aber ökonomisch in seinem Wortverbrauch, als könnten zu scharfe oder weitreichende Ausformulierungen seine Musik ihrer glimmenden Magie berauben.

Unter der Repetition kurzer Phrasen und wenig melodischer Bewegung kann das einen etwas monotonen Dehneffekt erwirken. Meistens lässt Lauber seine reservierten Vocals lange auf der letzten Silbe nachhallen, ganz extrem in „Hold On“ über mehrere Takte bis zum nächsten Stimmeinsatz. Die ohnehin zu Atempausen neigenden, nicht sonderlich tight konstruierten Songs können dadurch ausgestreckt und sogar behäbig wirken, selbst die trällernden Glanztöne des TomTom-verhallten, Killers-mäßigen Wave-Stückchens „Heart“ vermögen sich nicht vollends zu entzünden. In „Fever“ bleibt solch ein Effekt aber aus: Wie Mutter und Schraube ineinandergreifend fügen sich hier eine halbe Vocal- und eine ergänzende Synthmelodie zum euphorischen Ganzen zusammen.

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