New Found LandLore

„And I spoke in a language I never heard before and I cried ‚cos it was beautiful.“ New Found Land ist wieder einmal in neuen Landen angekommen. Nach zwei Alben – dem aufgekratzt indiepoppigen „The Bell“ und dem introspektiven, kontemplativ düsteren „New Found Land“, das die Abkehr von Schweden und den Umzug nach Berlin verarbeitete – lautet die nächste Haltestelle Electropop.

Schon in Anna Roxenholts bisheriger Diskografie kamen immer wieder elektronische Elemente durch, aber besonders das letzte Werk war 2013 eher geprägt von minimalistischen Stücken wie „A Song We Never Learn To Sing“ oder dem wunderschönen Finale „What Is Love“ und Indiepop im klassischen Sinn à la „The Hunter“. Davon ist auf „Lore“ jetzt keine Spur mehr zu finden. Stattdessen geht der Sound zurück zum gutgelaunten Erstling, die Produktion ist aber breitflächiger und basslastiger.

Die erste Single „Chateau“ ist einer dieser etwas verschrobenen Ohrwürmer, die Roxenholt immer wieder mitliefert. Das luftig-pluckernde „New Found Land“ macht nicht nur musikalisch, sondern auch textlich gute Laune: „Let’s pretend there’s no ceiling/ Open up your capillary/ and surrender to the beat now/ It’s our moment of intimacy“ – die Clubs ihrer Wahlheimat Berlin scheinen Roxenholt gut zu tun. Brauchbare Einflüsse sind sie in jedem Fall.

Auf das sperrige „Swedish Liquorice“ und das balladeske „Forgetmenot“ folgen „Ordinary Love“, das kurz innehält und an „Only My Winnings“ vom Voralbum erinnert, und „Late Blooming Dancer“, wo im Sound ein wenig POLIÇA anklingen. Auch hier ist das Hauptstadt-Nachtleben präsent: „Where everything’s allowed and nothing is verboten/ You carry your head high, you dive into the wide open“. Durchgängig aufregend ist das Songwriting auf „Lore“ nicht, aber auch die konventionell geschriebenen Stücke bekommen durch Produktion, Gesang und die intimen Texte einen deutlichen Schub.

New Found Land vermag es auch nach dreijähriger Pause immer noch ausgesprochen gut, Persönliches in unpathetischer Weise in Lyrik zu gießen und textgewordene Lernerfahrungen zu schaffen. So rekurriert die melodramatische Neuanfangshymne „January First“ dann einmal mehr auf Roxenholts Umzug nach Berlin. Insofern nimmt „Lore“ den roten Faden einfach wieder auf und schafft damit in erster Linie Wiederhörensfreude, auch wenn das Vorgängeralbum die Messlatte denkbar hoch gelegt hat. Der Funke der Songs springt nicht immer sofort über, aber jeder von ihnen ist zu 100 Prozent New Found Land – und das ist ein großes Kompliment.

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