Popmusik aus Deutschland ist eher schweres Terrain. Nicht dass andere Länder generell geschmackssicherer wären, denn irgendwie ist Pop doch sowieso oft jenseits von ästethischen Standards und Ansprüchen beheimatet. Clueso ist nicht mehr, was er mal war, Bosse irgendwie auch nicht, Cro eh noch nie, Joris hat außer einem einzigen Ohrwurm nicht unbedingt mehr auf Lager, Andreas Bourani imitiert immer noch Grönemeyer und Sarah Connor, naja, die bietet eine neue kreative Spielwiese für Rosenstolz-Mastermind Peter Plate und ist insofern auch schwer erträglich.

Die Suche muss also abseits vom typischen Radiopop stattfinden, wo zum Beispiel Jack Beauregard oder die schon länger aufgelösten Ruben Cossani anzutreffen sind. Ein neues Duo macht sich jetzt auf, die deutsche Popmusiklandschaft mit Ruhe und Melancholie zu erobern. Die Vorzeichen bei TROPIC stehen dafür nicht schlecht, wenn auch „Tatort-Musik-Komponist“ und „trauriger Junge mit Gitarre“ nicht unbedingt Vorzeichen eines guten Albums sein müssen. Alle anfängliche Skepsis verschwindet aber, sobald Peter Folk auf „I Am The Rain If You Are The Meadow“ wie Rufus Wainwright mit dunklem Timbre und Vibrato zu singen beginnt.

Der Anfang der Platte gestaltet sich mit dem unübersichtlichen „Something Dark Around You“ eher kryptisch. In über sechs Minuten vermischt der Song Jazz, Pomp à la Get Well Soon, elektronische Breaks und ausgedehnte Streicherarrangements und endet in einem hektischen Wettlauf gegen Genreschubladen. „Spread Your Love“ hält mit Gitarren-Fingerpicking, bedeckt gehaltenen Pianoakkorden und einer erhabenen Decke aus Violinen dagegen. Das Lied handelt von One-Night-Stands („Money can buy what you gave me tonight/ But I know it won’t happen again/ You spread your love to another one/ You will forget what we had tonight“) und verströmt eine wunderschöne Film-Noir-Ästhetik von überkontrastierten Abschiedsszenen im Regen.

Genauso aus der Zeit gefallen wirkt der Sound von TROPIC durchgehend. Jazzeinflüsse sind auf „I Am The Rain If You Are The Meadow“ allgegenwärtig und mit der edlen Produktion, die fast ausnahmslos auf Studioaufnahmen statt Digitalsounds setzt, geben Peter Folk und Johannes Lehniger ihrer Musik den letzten Schliff. Nachdem sie im Titelsong die bedingungslose Hingabe zu einem anderen Menschen zelebriert haben und bei „Save Your Love For Me“ verzweifelt um Restliebe kämpfen, beenden TROPIC ihr Debüt mit einer verwunschenen Zugfahrt. Bäume stellen Fragen („Where are you going my friend?/ Why are you leaving again?“), das Streicherensemble aus Geigen und Celli gebt noch einmal alles und so entlässt „The Trip“ mit der absolut passenden Stimmung aus dem Album. Aber die schwarz-weiße Reise hat gerade erst begonnen.

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