MMOTHSLuneworks

Es ist ein etwas deprimierendes Bild: Jack Colleran sitzt nächtelang im ohnehin recht tristen Los Angeles auf der Schlafcouch eines amerikanischen Freundes und schiebt auf dem Laptop Soundspuren hin und her. Wie die EPs „MMOTHS“ (2012) und „Diaries“ (2013) schrieb und produzierte Colleran auch das Debütalbum seines Projekts alleine – Isolation auf ganzer Linie also. Insofern ist die Frage nach den Gründen für die düstere Atmosphäre auf „Luneworks“ schnell beantwortet.

Das Album beginnt mit zitternden elektronischen Tönen, Irrlichter flackern, Motten schwirren ihnen hinterher. „You“ ist aber lediglich ein erster Einstieg und im Folgenden wird die Soundästhetik weniger durch gruselige Insekten, sondern in erster Linie durch verlassene Hauptstraßen im nächtlichen Los Angeles bestimmt. Beim Hören leuchtet das ohne Weiteres ein. So klingt „Eva“ wie ein Klagelied an einen Menschen, der entweder zu weit entfernt oder generell nicht mehr erreichbar ist. Rudimente eines Songtexts sind hörbar, verständlich allerdings nicht – eine weitere Unterstützung für den psychedelischen, leicht weltfremden Sound.

Einsamkeit ist also nicht nur Collerans Lieblingszustand, sondern musikalisches Mittel zum Zweck. Für eine unverstellte, möglichst wenig beeinflusste Songatmosphäre isolierte er sich in Los Angeles so weit wie möglich, um ein kohärentes Album zu erschaffen. Trotzdem zeigt sich Colleran auf „Luneworks“ vielseitig in Sachen Komposition und Stimmung. „Lucid“ wird dominiert von hallenden Klavierschleifen à la Federico Albanese und überhaupt sind bei MMOTHS viele Merkmale neoklassischer Musik wie der progressive Songaufbau von „Body Studies“ oder eine Mischung aus analogen und digitalen Klängen, Geräuschen und Rhythmen erkennbar.

„Para Polaris“ ist ephemer und psychedelisch, die Klänge wabern hin und her und Collerans Gesang ist vor allem Instrument. Wie so oft bei MMOTHS endet auch diese Nummer in einem Noiseausbruch, dieser geht nahtlos in „Verbena“ über, wo Pianoklänge eine der Hauptrollen übernehmen. Die Synthesizerwellen im Hintergrund nehmen die Soundatmosphäre nach und nach für sich ein und geben auch diesen Song letztendlich elektronischen Störgeräuschen preis. Das Album selbst endet ebenfalls mit einer zweiminütigen Sinfonie aus unangenehmen Tönen und so bleibt letztendlich ein diffuses Gefühl zwischen Einsamkeit, Unbehagen und dem Bedürfnis, wieder und wieder nach der Essenz dieser Musik zu suchen.

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