Das Debüt der Pariserin zeigt, dass ein starkes Popalbum nicht nur eine Ansammlung mitreißender Einzelsongs sein muss – es kann auch schlau den gegensätzlichen Effekt nutzen. Wie ein besonders martialisch gestimmter Woodkid beginnt Jeanne Added mit dem unheilvoll stapfenden „A War Is Coming“ und bleibt auch im kühl-distanziert pochenden „It“ dermaßen spröde, dass ihre gesangliche Bemessenheit übermäßig steif erscheint. Umso bestechender ist es, wenn Added sich mit der phasenweise choral anschwellenden Synth-Ballade „Look At Them“ erwärmt, hier wie im Folgenden wendet sich die stimmliche Intensität über runderen Klangflächen und harmonischeren Melodien ins Passionierte. Im Kontrast zu diesen Anfangsschritten wird auch der befunkte Beinschlag von „Back To Summer“ deutlicher, sein Dance-Beat und -Tempo zeigt eine andere Facette der Perkussion, die sonst vor allem dramatisch den Schritt angibt – nicht jedoch so überkandidelt, dass sie in die Nähe von M83s episch breiten Neo-Vangelismen rückte. Vielmehr streckt Added ihre Stimme emotional angeschlagen in „Suddenly“ bis zur Brüchigkeit, während der Orgelklang im verzweifelt-hoffnungsvollen Wechselbad „Night Shame Pride“ einen bordsteinnahen Akkordeon-Touch hat. Trotz aufrührerischer Titel und Trommeln verfasst Added keine militärischen Kampfaufrufe, im Gegenteil. „Ready“ scheint erst ein Aufruf zum Abschotten und Einbunkern („My defense is ready ready ready/ No weapon can reach me“), nur um diesen zu unterwandern: „Our defense is ready/ Hopefully the enemy’s stronger than we“. Es sind solch stille Paukenschläge, mit denen „Be Sensational“ bleibende Wirkung hinterlässt.

Ein Kommentar zu “Jeanne Added – Be Sensational”

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