BloodiestBloodiest

Dieses Album hat mich wirklich überrascht. Die Kombination aus Bandname und Label sprach in meinem dunklen Hirn gleich die stammesgeschichtlich älteste Region an und so freute ich mich auf gedärmschräddernden Death Metal (gut, Sludge wäre auch in Frage gekommen). Und dann? Aus den Boxen kam nicht mal Metal, zumindest nicht im klassischen musikalischen Sinn. Zwar kommen alle Akteure, die Bloodiest formen, aus einem metal-affinen Umfeld, spielten oder spielen auch noch in diversen anderen Bands (unter anderem Russian Circles, Yakuza oder Corrections House) und zelebrieren auch hier tonnenschwere „Heaviness“. Nur spielen sie eben keinen Metal, sondern in Riffs und Dramaturgie (Post-)Metal-informierten Noise-Rock, der Anfang/Mitte der 90er super auf Amphetamine Reptile Records gepasst hätte. Dieser Umstand ruft bei mir gleich ein Gefühl wie wohlige Nostalgie auf den Plan – laut der akademischen Musikwissenschaft eines der wichtigsten, wenn es um musikalische Erfahrungen geht, findet die musikalische Prägung doch zum sehr großen Teil in der Phase der Pubertät beziehungsweise zwischen 14 und 25 ab. Das erklärt auch, warum die meisten irgendwann eben nur noch auf ein neues Album ihrer Lieblingsband XY warten und sich kaum noch für Neues interessieren. Sicher funktioniert das so nicht bei allen, sonst wäre ich heute wohl immer noch voller Erwartung auf ein Depeche-Mode- oder Soft-Cell-Album und wäre mir dafür so viel großartige Entwicklung in der Musik, sowohl retrospektiv als auch aktiv miterlebt, verborgen geblieben. Ach so, sehr tolles Album.

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