AUFTOUREN 2015 - Die EPs des Jahres

Dance, Punk, zunehmend Pop und auch R’n’B – für viele Musikformen beweist sich das kürzere Format oft als das bessere. Oft ist es auch die Chance für Talente, die (noch) nicht die Gelegenheit bekommen haben, ein ganzes Album zu machen. Und wie oft hat man schon in einer Rezension etwas von „hätten besser eine EP als ein Album draus gemacht“ gelesen, ohne dass an gleicher Stelle auch einmal auf jene EPs eingegangen würde? Gründe genug, hier für 2015 die herausragenden EPs des Jahres zusammenzustellen:


36

Sevdaliza

Children Of Silk [Twisted Elegance]

Die zweite EP der Niederländerin in diesem Jahr reduziert deutlich die Beat-Intensität zugunsten einer jazzig-triphoppigen Atmosphäre, in der ihr Songwriting denkwürdig hervorstehen kann.


35

The Earlies

Message From Home

Da sind sie wieder: Fast schon ein Jahrzehnt seit ihrem letzten Album kehrt die transkontinentale UK-US-Band mit weichem, warmem Psych-Pop fürs Kaminfeuer zurück.


34

Pixx

Fall In [4AD]

So weit kommt’s noch: Dream-Pop auf 4AD? Doch auf dem aktuellen Labelroster steht die Londonerin tatsächlich recht alleine in den Fußstapfen der Cocteaus und schreckt dabei wie in „A Way To Say Goodbye“ auch nicht vor Moll-Melodien zurück.


33

Rizzla

Iron Cages [Fade To Mind]

Future Brown mögen auf Warp keinen größeren Eindruck hinterlassen haben, heißer erwartet war aus dem FTM-Umfeld aber ohnehin das Debüt des New Yorker Produzenten, der ein zappelndes Potpourri karibisch modernisierter und politisch motivierter Cyber-Beats auf die Tanzfläche wirft.


32

NAO

February 15 [99999]

Ohne dass sie tatsächlich zerbrechen, haben die Grooves der Londonerin oft eine ungewöhnliche Fragilität, als stünden sie kurz vorm Stolpern. Ihr Faible für melodiöse Dramatik unterstreicht das ebenso wie ihre nahezu fiepsige Stimme und macht ihr Debüt zu einnehmend aufgeriebenem R’n’B.


31

King Woman

Doubt [The Flenser]

Auch Doom, der von seinen weit ausgestreckten Riffs lebt, kann im Kurzformat seine optimale Länge finden. Zwischen dreampoppigem Doom und Metalgaze à la Jesu gelingen dem Quartett durchaus eingängige Songs, die druckvoll dicht, doch bei aller Verzerrung auch traumhaft leicht voranwalzen.


30

Sheer Mag

II [Static Shock]

Mit melodisch infektiösem Blues- und Classic Rock könnte die Band von Philadelphia schon bald auf das Vorprogramm der Black Keys oder Alabama Shakes schielen, doch noch ist ihr Sound so punkig aufgerieben, dass Sängerin Christina Halladay sich zumindest als das US-Pendant zu Royal Headaches Garage-Soulstimme Shogun etabliert.


29

Weyes Blood

Cardamom Times [Mexican Summer]

Dass ihr letztjähriges Debütalbum nicht zu Unrecht hoch gelobt wurde (wenn auch eher ein Geheimtipp blieb), beweist Natalie Mering mit vier astralen, wie im rein orgeligen „Take You There“ sogar ambienten Folksongs, die ihre bisherigen glatt nochmal übertreffen.


28

TĀLĀ

Malika [Columbia]

Polyglotteren Pop gab es dieses Jahr nicht: Von der Kollaboration mit dem UK-Grime-Produzenten Mssingno und den koreanischen Rapperinnen von WA$$UP im Eröffnungstrack über Features von BANKS oder den Ägyptern Sadat und Alaa Fifty klaut sich die Londonerin ihren Sound nicht respektlos aus anderen Kulturen zusammen, sondern lädt lieber die ganze Welt zu sich ein.


27

Rat Columns

Do You Remember Real Pain? / Fooling Around
[ADAGIO830 / Blackest Ever Black]

Der Gitarren-Jangle von David West gehört zum Poppigsten, was die beiden europäischen Labels je herausgebracht haben, und doch wirkt der Australier mit seinen beiden diesjährigen EPs nicht deplatziert. Schließlich können seine Songs mit fragiler Stimme so viel Wehmut transportieren wie seine gothig beziehungsweise punkiger ausgerichteten LabelkollegInnen auch.



26

Eryn Allen Kane

Aviary Act 1 [1552]

Mit Chören und Begleitband durchaus satt begleitet, geht die Amerikanerin dennoch nur selten in die Vollen – schließlich hat sie dafür schon eine Stimme, die wie in „Have Mercy“ soulige A-cappella-Arrangements zu führen vermag.


25

Shift K3Y

Off The Record [Columbia]

Trotz seiner lebhaft zuckenden Garage-House-Produktion scheint der Londoner mit heller Stimme dem R’n’B noch näher, doch besonders interessant wird sein Dance-Pop, wenn er beides wie in „Beep Beep“ auf rasant-frische Weise kombinieren kann.


24

Grace Mitchell

Raceday [Republic]

Ideal fürs Kurzformat zeigt sich die Portlanderin in mehrfacher Hinsicht vielfältig: Stimmlich kann sie sowohl im majestätischen Titelsong gefestigt in die Tiefe gehen als auch zum Electro-Pop von „Jitter“ oder „Breaking Hearts“ überschwänglich in die Höhe schwingen. „NoLo“ zeigt obendrein, dass sie auch dem Pop-kontemporären HipHop-Beat im Refrain einen neuen Wave-Touch entgegensetzen kann.


23

FUNKTIONSLUST

A Different Street / Window [FUNKTIONSLUST]

Der Name lässt vielleicht ein Raster-Noton-Projekt oder IDM vermuten, doch trotz technoidem Sound verschreibt sich das Duo mit tollen Hooks klar dem Pop. Das kann vertrauten Strophe-Refrain-Mustern folgen, kann aber auch ebenso in ungewohnte Vektoren abdriften und den Beat durchs exquisit bliepige Sounddesign reiten.



22

Desperate Journalist

Good Luck [Fierce Panda]

Seinem gleichnamigen Debütalbum zu Anfang des Jahres lässt das britische Postpunk-Quintett eine EP folgen, die nahelegen könnte, das Format würde ihr besser stehen. Vielmehr aber: Diese Songs sind nochmal ein gutes Stück stärker.


21

D.R.A.M.

Gahdamn! [Atlantic]

Nicht etwa Backpfeifen verteilt der Mann aus Virginia, lieber singt und gelegentlich rappt er übers Liebemachen mit und ohne Drogen, oder auch mal Sex, edr zur Familiengründung führen soll. Trotz deutlicher Liebe zu klassischem Soul sucht er dabei immer wieder eigene Ausdrucksformen wie den laxen Bläser- und Gitarren-Dance von „Fax“ oder den Helium-Chor in „Signals (Throw It Around)“, die ihn als Exzentriker auszeichnen.


20

Bagarre

Musique De Club [Entreprise]

Rückblickend bekommt das Wortspiel des Quintetts einen bitteren Beigeschmack, den Namen seiner Heimat Paris in „Ris Pas“ („nicht lachen“) zu verdrehen, doch vor Düsterkeit schreckt sein beatfreudiger Pop ohnehin nicht zurück. Umso ekstatischer und trotziger werden die Momente, wenn sich die Perkussionsmuster überschlagen und Stotter-Vokals einen polyrhythmischen Veitstanz aufführen.


19

DJ Firmeza

Alma Do Meu Pai [Príncipe]

Egal über welche Spieldauer, die Batida-Tracks der Lissaboners zeichnen sich mehr durch kleine Einwürfe oder subtile Mutationen über stetiger Uptempo-Klapperperkussion aus als waghalsige Brüche. Das kann frenetisch wie beim shoutigen „Start Go“ oder auch meditativ bis hypnotisch ausfallen, Letzteres zieht aber der überragende Titeltrack über sechseinhalb Minuten in eine sagenhafte Tiefenwirkung hinaus.

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