„Paul Ist Tot“ war und ist nicht nur der unheimlich heimliche Hit auf Fehlfarbens „Monarchie Und Alltag“, sondern „Paul“ ist auch einer der absoluten Höhepunkte auf dem „offiziellen“ Debütalbum von Girl Band aus Dublin. Verstand es das Quartett, uns vor 6 Monaten geschickt anzufixen mit der „Early Years“-EP, knallen uns die vier Nicht-Mädchen nun „Holding Hands With Jamie“ um die Ohren. Im Grunde ließe sich hier die Rezension zur EP eins zu eins wiedergeben, doch es gibt wie so oft ein Aber.

Dieses Aber ist erst mal kein Aber des Zweifels, sondern ein „Aber hallo!“. Fanden sich auf der EP auch noch letzte Reste von Indie-Rock und klassischer Songstruktur, hat sich die Band davon inzwischen beinahe vollständig verabschiedet. Mehr haben Girl Band inzwischen mit HEALTH gemein. In beiden Fällen stehen scheinbar klassische Rockformationen auf der Bühne: Schlagzeug, Bass, Gitarre, Gesang. HEALTH haben auf ihrem langen Weg ihren Instrumenten durch Technologie jeglichen Rockklang ausgetrieben und klingen derzeit begeisternd nach Synth und nach Pop, nach Pet Shop Boys und Depeche Mode. Soweit gehen die Dubliner nicht, aber auch sie haben ihren Instrumenten den gewohnten Sound, oder besser die gewöhnliche Spielweise, ausgetrieben. Riffs, Solos, klassische Bassläufe? Fehlanzeige, wobei – und darin unterscheiden sie sich gravierend von HEALTH – der jeweilig erzeugte Ton den eingesetzten Instrumenten klar zuordenbar bleibt.

Musikalisch geben sich Girl Band auf „Holding Hands With Jamie“ angenehm minimalistisch, trackorientiert mit Drops, Breaks, Re-Builds, dabei auch schon mal wohltuend die Schmerzgrenze überschreitend, gespickt mit einem sublimen Echo von The Fall in der „Perverted By Language“-Phase und bei den kürzeren Songs strukturell so offen, dass auf der Bühne sicher viel Raum zum Weiterspinnen bleibt. Hier liegt dann fast sowas wie ein Haken: Selbst wenn Girl Band den Weg, den sie mit „Lawman“ oder dem Blawan-Cover „Why They Hide Their Bodies Under My Garage?“ eingeschlagen haben beinahe perfekt fortsetzen, bleibt das Fazit wie bei der EP: Gänzlich unvorstellbar gut werden sie dann, wenn sie – wie bei „Paul“ eben – die Drei-Minuten-Marke merklich überschreiten.

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