La LuzWeirdo Shrine

La Luz mögen mir verzeihen, dass ich wahrscheinlich schon Person Nummer 3549 bin, die bei „Weirdo Shrine“ ständig innere Tarantino-Momente erlebt. Gerade fängt es draußen an zu regnen, dabei will das Album eigentlich von hart tätowierten Menschen am Steuer eines absurd großen amerikanischen Oldtimers bei der Fahrt durch eine rottrockene Wüste gehört werden, oder auch am Strand mit halbtrockenen Haaren und dem Duft von Sonnencreme in der Nase. 2013 hätte es fast vorbei sein können, damals überlebten die vier Damen aus Seattle nur knapp einen Autounfall, der ihren Tourbulli und das gesamte Equipment zerstörte, sie selbst aber „nur“ mit Verletzungen zurückließ. Wer so etwas hinter sich bringt, wächst als Band entweder noch näher zusammen – oder überdenkt den Sinn des Lebens noch einmal neu.

Auf ihrem zweiten Album fängt die Band nicht neu an, ist aber etwas spielerischer geworden und nicht mehr auf eine Stilrichtung fixiert. La Luz vermischen ihren garagigen Surf Rock immer wieder mit Phasen des Dream Pop, geben weiterhin viel „Wohooo“ und „Yeahyeahyeah“ auf den Weg und haben jede Menge Spaß und Lässigkeit in ihrer Attitüde. „Weirdo Shrine“ gönnt den Gitarren viel Raum („Oranges“), märchenhaft erzählen die Songs Geschichten („True Love Knows“) oder locken manchmal sogar sehr direkt auf die Tanzfläche („I Wanna Be Alone (With You)“). Das Quartett, das man gerade live in der Haldern Pop Bar erleben konnte, schafft eine sehr dichte, intime Atmosphäre. Das könnte auch daran liegen, dass sie das Album mit Ty Segall nicht in einem penibel gesäuberten Studio, sondern in seiner heimischen Surfbrett-Werkstatt produzierten. Diese ScheißdraufichmachwasmirSpaßmacht-Haltung zieht sich durch alle Songs.

Mag das Konzept auch nicht durchweg bis zum Ende überzeugen, egal – bis dahin hat man eh schon das dritte Dosenbier getrunken und mit den Zehen Kreise in den Sand gemalt. „Weirdo Shrine“ hypnotisiert und entrückt mit Songs wie dem von Charles Burns‘ Körperhorror „Black Hole“ inspirierten „Black Hole, Weirdo Shrine“ und dem sirenenhaften „I´ll Be True“, so einfach kommt man von diesen Klängen nicht wieder los. Das Harmonium dreht durch, die Gitarren schleppen sich verschlafen hinterher und lassen auch mal ein Solo erhallen. Insgesamt ist der Zweitling von La Luz etwas andersartig geraten als ihr Debüt, jedoch ohne den eigenen Stil zu verraten. La Luz geben das Versprechen eines Lebens, das um die Schwere mancher Augenblicke weiß, ohne die Leichtigkeit völlig zu verneinen. Live sicher ein echter Spaß mit Rowdie-Momenten.

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