Seven Davis Jr. tritt mit seinem Debütalbum „Universes“ nach jahrelanger Co- und Ghost-Produzententätigkeit endlich aus dem Schatten und begibt sich auf seine eigene musikalische Reise. Stets zwischen den persönlichen Wurzeln des klassischen Souls und Gospels oszillierend, steuert das Mutterschiff über seltsam verfremdete Funkelemente und Broken Beats hin zu einem futuristischen House-Sound.

House-Musik, das ist der Sound der Befreiung einer unterdrückten, homosexuellen Subkultur, die soulige Stimme einer schwarzen Minderheit, die schließlich über die Grenzen ihrer amerikanischen Heimat Chicago in den Rest der Welt hinausschallte und zur Massenbewegung wurde. Es scheint geradezu paradox, dass afroamerikanische House-Produzenten gerade in ihrer Heimat seit jeher so wenig Anerkennung erfahren, wie der renommierte Dance-Historist Michaelangelo Matos kürzlich resümierte. „Universes“, das auf dem britischen Label Ninja Tune erscheint und in den USA lediglich als Import erhältlich ist, stellt hierfür ein Paradebeispiel dar. Seven Davis Jr. beleuchtet diese Schieflage explizit in seinen Texten und zeigt, dass die aus der Soul- und Gospelmusik bekannten Leitmotive Gewalt, Unterdrückung und Hass gegen Schwarze im Amerika der Gegenwart an Relevanz leider nichts eingebüßt haben.

„Seven?“
„Yes Computer?“
„We are here.“

Im Zwiegespräch mit seinem Computer gleitet Davis von kitschigen R.-Kelly-Vocals („Imagination“) über 80er-Synthie-Arpeggios auf UK-Bass-verliebten Breakbeat-Peitschen („Freedom“) ohne mit der Wimper zu zucken hin zu einem groovend-bouncigen Funktrack („Sunday Morning“). Klingt anstrengend? Ist es auch. Davis vermischt Stile und Sounds tollkühn, was dann bei „Good Vibes“ in etwa so klingt, als hätte Marty McFly sich auf einem Daft-Punk-Konzert in den 90ern verirrt. Die Songs wirken durch ihre loopbasierte Struktur teilweise skizzenhaft und zusammenhangslos und werden nur durch Davis prägnante, omnipräsente Soulstimme zusammengehalten.

„Seven, why do you humans fight?“
“Yes computer, that’s a very good question. I don’t know!“

Liebe, Hass, Leben und Tod – Father Seven predigt, was das Zeug hält und betreibt nebenbei noch etwas Eigentherapie. Drogenvergangenheit, falsche Freunde und zum Schluss – wer hätte es gedacht? – Musik als rettender Anker. Friede, Freude Eierkuchen. „Universes“ besticht den geneigten Hörer zum Teil durch Vielschichtigkeit und Komplexität, geht aber auch gewaltig an die Schmerzensgrenze. Davis besingt in „No Worries“, dass er keine Zeit zu verlieren hat und tappt damit in die Falle des verspäteten Debüts – zu viel Konzept, zu viel Message, totale Überfrachtung. Vielleicht wäre ein Universum für den Anfang erst mal genug gewesen.

Einen Kommentar hinterlassen

Platten kaufen Links Impressum