Jaakko Eino Kalevi ist an sich schon eine Erscheinung. Der hochgewachsene Finne aus Jyväskylä sieht mit seinen langen blonden Haaren wie der Prototyp eines Nordeuropäers aus, die zurückhaltende Austrahlung, seine drei altfinnischen Vornamen und der Nachname Savolainen tun das Übrige.

Gar nicht prototypisch klingt allerdings die Musik, die Savolainen schreibt und produziert. Sie ist schwer einzuordnen und wurde schon mit verschiedensten Labels versehen, darunter „Tropical Post-Pop“ und „Mysterious Funk“. In ihrer Uneindeutigkeit sind beide Zuschreibungen treffend, denn festlegen lässt sich Savolainens Sound höchstens auf die allgegenwärtige Entschleunigung, Verträumtheit sowie Beach- und Balearic-Elemente. Nach der 2013er „Dreamzone“-EP zog es ihn vom Steuer Helsinkier Straßenbahnen nach Berlin, von wo aus er nun sein selbstbetiteltes Album in die Welt schickt.

Was auf früheren, eher experimentellen Veröffentlichungen wie dem Album „Modern Life“ von 2010 höchstens anklang, ist seit 2013 mit „Uu uu uu“, „Memories“ und „When You Walk Through Them All“ von der Klangfarbe her homogener und festgelegter. Die Albumeröffnung „JEK“ mit finnischem Songtext zeigt, dass es mehr auf dem Pfad von „Dreamzone“ weitergeht als dem der letztjährigen „Yin Yang Theatre“-EP. Besonders prägnante Bassläufe wie bei „Say“ verleihen den Songs eine eindrückliche Lässigkeit, die für Savolainen mittlerweile als charakteristisch gelten kann.

Schon frühere Songs zeigten seine Begabung für catchy Meldodien, entspannte Rhythmen und merkwürdige Lyrics. Beispiel: „You don’t have to say that you love me/ Just show how flexible you are“. Was bei „Flexible Heart“ noch wie eine Einzelerscheinung anmutete, wächst sich auf „Jaakko Eino Kalevi“ zu größeren Dimensionen heran. Savolainen sammelt Texte in einem Notizbuch und hebt sie so lange auf, bis sie zu einem Song passen. Sie sind immer Produkte einer bestimmten Situation. Im Schaffensprozess liegt der Fokus aber nicht auf den Texten, sondern auf der Musik, die nicht bloß das Vehikel für die Songtexte sein soll. Musik kann man nicht erzählen, Geschichten schon.

„Deeper Shadows“ ließ schon Anfang des Jahres angesichts einer unerhört infektiösen Melodie aufmerken, die sich sofort nachhaltig im Gehörgang festsetzte. An diese Eingängigkeit kann keiner der restlichen Songs so richtig anschließen. Savolainen verlässt sich stattdessen weitgehend auf die bewährte Trias aus ruhigen Drums, schwebenden Synthies und seinem hypnotischen Gesang. „Night At The Field“ gibt sich auf halber Strecke unerwartet aufgekratzt und wirkt zwischen den ruhigen Songs wie ein Koffeinschock, was je nach Geschmack erfrischend oder inkonsequent wirkt. Das jazzige „Don’t Ask Me Why“ fährt dann auch direkt wieder vier Gänge runter und integriert Savolainens Muttersprache in Form von Spoken-Word-Passagen abermals in einen Song.

Gegen Ende beschert „Hush Down“ einen weiteren Musikmoment mit Ohrwurm- und Singlepotenzial. Mit Saxophon und einer Soundexplosion beschließt „Ikuinen Purkautumaton Jännite“ das Album und lässt etwas Ratlosigkeit zurück. Soundästhetische Stringenz hätte auf „Jaakko Eino Kalevi“ eigentlich nicht geschadet, die Ausflüge in Sachen Tempo oder Klangfülle wirken eher deplatziert und zusammenhanglos. Auch ohne diese Passagen klingt Jaakko Savolainens neues Album schon interessant genug und erwartungsgemäß im positiven Sinne.

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