Man muss kein Prophet sein, um sich das ungefähre Klangbild auf Meg Bairds neuem Album „Don’t Weigh Down The Light“ bereits vor dem ersten Hördurchgang vor Ohren zu führen. Schon während ihrer Zeit mit Espers waren es vor allem ruhige und behutsame Töne, die die Multiinstrumentalistin in einen silbrigen Teppich zu weben schien, doch dieses Mal mischen sich auch andere Zwischentöne in das Gewebe.

Die Kalifornierin orientiert sich wie auch bereits auf ihren beiden Vorgängern am psychedelischen und gerne auch spirituell angehauchten Folk der 60er- und 70er-Jahre und erinnert nicht selten selbst an Sängerinnen wie Joni Mitchell, Joan Baez oder Sandy Denny. Gerade in den vergangenen zwei bis drei Jahren scheint es dabei zu einem regelrechten Revival zu kommen, konnten doch Jessica Pratt, Sharon Van Etten und mit etwas klanglichem Abstand auch Angel Olsen und Tamara Lindeman alias The Weather Station mit ihren letzten Alben überzeugen. Baird scheint hingegen deutlich konsequenter in Richtung Vergangenheit zu schielen, ohne dabei jedoch rückständig oder antiquiert zu wirken.

Bairds Stimme hatte schon den Espers-Alben das gewisse Etwas verliehen. Fein, sanft und hoch, mit gläserner Strahlkraft begleitet sie das instrumentale Anwachsen und Abschwellen von Melodie und Rhythmus über Stock und Stein. Wie ein munter plätschernder Bachlauf verfolgt sie dabei wie in „Past Houses“ ihren Weg, immer stetig voran, ohne nachzulassen, aber eben auch ohne konsequente Steigerung auf einen Höhepunkt hin. Das klingt zunächst relativ spannungsarm, Baird hält aber durch Nuancen und Variationen die Aufmerksamkeit trotzdem hoch. Hier und da ändert das fein austarierte Gitarrenpicking seine Richtung oder bricht sogar in gemäßigter Form aus seiner sanft einlullenden Rhythmik aus und driftet ins Endlose.

In vielen Stücken wiederum ziehen pastellfarbene, droneähnliche Gitarrenakkorde am unteren Ende der Songs entlang, nehmen sie wie das bedächtige „Stars Unwinding“ spielerisch an die Hand, um durch die luftigen Kompositionen zu führen. Dabei singt Baird über mysteriöse Geheimnisse und Begebenheiten genauso wie über gegenständliche Themen wie Verlust und Liebe. Letztes wird vor allem im herausragenden „Even The Walls Want You To Go“ deutlich, wo sich zwischen die eher sanften Töne herzzerreißende Wehmut mischt und sich auch nicht vollends in Wohlgefallen auflösen soll.

Manch einer würde den flüsterleisen Folksongs vielleicht ein wenig mehr Dringlichkeit mit auf den Weg geben, zumindest ein wenig mehr melodische Konsequenz, wie es das eröffnende „Counterfeiters“ verspricht, doch liegt gerade in der Verwunschenheit des gesamten Albums seine Stärke. Sicherlich, ein wenig mehr klassisches Liedformat täte dem einen oder anderen Song gut, doch es steht außer Frage, dass „Don’t Weigh Down The Light“ einmal mehr ein im Wortsinne bezauberndes, leises, kleines Folkalbum geworden ist.

Ein Kommentar zu “Meg Baird – Don’t Weigh Down The Light”

  1. Ein Stück weniger ruhig geht sie übrigens bei ihrer Band Heron Oblivion ins Schlagzeug, unter anderem mit Leuten von Comets On Fire: https://soundcloud.com/heron-oblivion

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