Son LuxBones

Kann etwas, was als Soloprojekt angefangen hat, durch die musikalische Verstärkung zum Trio den verändernden Umbruch mitbringen? Ryan Lott war bisher alleine Mastermind hinter seinem Soloprojekt Son Lux, nun hat er sich mit Gitarrist Rafiq Bhatia und Drummer Ian Chang ganz offiziell Verstärkung für das neue Album geholt. Zusammen erschufen sie „Bones“, einen experimentellen Mix aus sanften, aber auch unbarmherzigen Teilen elektronischer und poppiger Musik.

Ryan Lott ist ein Musiker, wie er lebt und liebt. Schon auf den drei Vorgängeralben wusste er, Nuancen aus Melodien, Beats und Instrumenten herauszukitzeln, eine stetige Band war da nicht von Nöten. Seine Visionen konnte er als Multiinstrumentalist auch alleine umsetzen. Dennoch scheint manchmal mehr besser zu sein und neue Einblicke in das eigene Können zu bringen. So kommen hier drei Musiker zusammen, die es schaffen, Son Lux‘ bisherige Arbeit in Sound, Eindruck und Gefühl aufzunehmen und gemeinsam mit einer Prise „Mehr“ zu würzen. Ergebnis ist wie zu erwarten ein schön verkopftes Album, auf dem jeder Takt zelebriert wird. „Breathe In“, „Breathe Out“ – willkommen im Universum der Band Son Lux.

Als Avantgarde-Pop wurden Lotts bisherige Alben gerne betitelt, auf „Bones“ findet er aber noch eine neue Ebene in diesem Universum. Getragen wird „Bones“ von vielen verschiedenen Klangteppichen, Soundschnipseln, ansteigenden Rhythmen, Beats und im Ohr bleibenden Melodien. Chorgesänge wechseln sich mit Lotts mal hauchender, mal kraftvoll eingesetzter Stimme ab und hin und wieder tanzt er mit einer weiblichen Stimme im Duett (mal HOLYCHILDs Liz Nistico, mal Elena Tonra von Daughter). An jeder Ecke und Kante dieses Albums gibt es etwas zu entdecken.

„Close your eyes/ Swallow the sun/ You have only just begun” – eine kurze prägnante Aussage, die im Intro „Breathe In” mit leiser, sich aufbauschender Melodik auf das Kommende anstimmt. Denn mit der ersten Singleauskopplung „Change Is Everything“ werden wir direkt in die Welt von Son Lux hineinkatapultiert. Hämmernde Beats werden von feinen Harmonien und zarter Instrumentierung untermalt, während Lotts verzerrter und verdoppelter Gesang die Grundthematik um Aufruhr, Wandel und Metamorphosen aufnimmt und er repetitiv-mehrdeutig „This moment changes everything“ oder „This moment, change is everything“ singt. Die Transformation aus einem Soloprojekt zur vollkommenen Band scheint geglückt zu sein.

In einer sehr architektonischen, aber nie unbedachten Weise konstruieren Son Lux ein wirklich bemerkenswertes Geflecht aus Pop, elektronischer und klassischer Musik, aus R’n’B und Post-Rock. „You Don’t Know Me“ vereint so vieles aus Lotts vorheriger Arbeit und den neuen Einflüssen seiner Kompagnons. Bekannte Soundeffekte und -schnipsel lassen auf frühere Werke verweisen, Rhythmen von Drums und Gitarre geben aber eine neue Richtung vor. Der Mix aus vorantreibenden und zurücknehmenden Sequenzen ergibt eine schöne Balance, die den Lyrics „You don’t know me at all“ eine besondere Prägnanz geben. Das Hin- und Herschwingen von minimaler Schönheit und voluminöser Dramatik ist eine Kunst, die Son Lux auf „Bones“ im Vollsten ausleben und zelebrieren.

In „This Time“ schöpfen Son Lux aus dem Vollen und bauen um den prägnanten Beat von Drummer Chang ein flimmerndes Geflecht aus Synthieklängen, Gitarrenarpeggios und Choreinlagen, das sich am Ende in einem gehauchten „This moment changes everything“ bricht. Ein Track weiter in „I Am The Others“ ist von dem vorherigen Aufruhr nichts mehr zu merken, wenn auch eine gewisse Düsternis zurückbleibt. Groovige und tiefe Rhythmik von Drums und Gitarre lassen neben dem ruhigen Gesang Lotts und einer weiblichen Stimme im Duett eine entspannte und manchmal auch bedrohliche Atmosphäre entstehen, untermalt durch den Einsatz düster wirkender Effekte.

So könnte man nun von Song zu Song weitermachen, komplexe, musikalisch brillant durchdachte Arrangements finden, die zu entschlüsseln Spaß macht. Auch wenn das Anwachsen von Son Lux zur Band nicht den großen Umbruch gebracht hat, so lassen sich doch positive Veränderungen erkennen, die das Album zu einem reichhaltigen Stück Musik machen. Egal, wer wozu in „Bones“ beigetragen hat, es funktioniert als gemeinsame Komposition. Und wer die drei schon mal live gesehen hat, versteht diese Harmonie noch besser – ein musikalisches Architekten-Trio, das seine persönlichen Handschriften auf dem Album „Bones“ vereinigt.

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