Lasst mal die anderen mit Nuancen und Subtilitäten hantieren, hier kommt Brandon Flowers mit der entblößten, ungedämpften Pathoskeule. Knabenhaft beherzten Blickes und Goldkehlchen voran schwingt der Killers-Sänger durch sein prachtvolles zweites Soloalbum, das nicht nur mit mehr Silberregen aufwartet als die letzten Werke seiner Hauptband, sondern auch mit erheblich stärkerem Songwriting. Dass er damit vor allem in den britischen Charts gut wegkam, ist keine Überrachung, orientieren Flowers und Produzent Ariel Rechtshaid sich doch mindestens ebensosehr an der Eleganz Kershaws und Ferrys oder den Pop-Perkussions-Koryphäen Collins und Gabriel wie an Springsteen und Petty. Die Befindlichkeiten von Flowers‘ Songs sind im tristen Alltag geerdet, wenn er von harter Tagelöhnerei und Verantwortungen singt, die für die Familie wenig Zeit lassen oder freudlos auf Tage des Trinkrausches zurückblickt, während das Klangbild eine geradezu mystisch angehauchte 80er-Videowelt voller Nebelmaschinen und Windmaschinen heraufbeschwört. Das kann man naserümpfend jetzt alles ganz schrecklich finden, doch ist eben der Clou an „The Desired Effect”, dass man es unmöglich ganz für voll nehmen kann und nur das Finale zu rührselig wird. Anderswo packt Flowers dermaßen emotionales Gewicht in seine Melodieschwünge, dass ein „Between Me And You” mit seinem merkwürdigen Working-Class-Pomp ganz wundervoll überhöht gerät. Dank allerlei liebevoller Soundzitate, „La Isla Bonita”-Latin-Beat, Hornsby-Solo oder des Bronski Beat zitierenden (und Neil Tennant gastieren lassenden) „I Can Change” ist „The Desired Effect” wie andere Modernisierungen alter Poptugenden auch deswegen so gelungen, weil es sich eine Raum-Zeit-Krümmung vorstellt, in der eigentlich separate Musikecken nah aneinander im selben Raum stehen.

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