DenyoDERBE

Auf „DERBE“ befindet sich ein Sticker, der beschriftet ist mit „#FutureClassics“ – fast genau so heißt übrigens auch das australische Dancepop-Label, aus dessen Reihen Chet Faker im vergangenen Jahr mit seinem innovativen Soulpop zu Recht viel Lob einheimste. Das eröffnende „#DERBE“ schlägt zwar ansatzweise in die gleiche Kerbe, ist minimalistisch angelegt und setzt ganz auf Claps und Slow-Beats. Doch obwohl er sogar smarte Trap-Strukturen (allerdings weniger pompös als bei Zugezogen Maskulin) einbaut, hält Denyo nicht ganz, was er verspricht.

Beziehungsweise ist er nicht ganz so konsequent, wie man es bei einem (absoluten) Beginner erwarten könnte, der kürzlich einen gelungenen Gastbeitrag für die SPEX verfasste und darin stupide Hitgeilheit und das aktuell so „dumm-stolz in die Kamera posende Gesicht des (deutschen) HipHop […]“ kritisierte. Wenn jemand so streng mit dem zeitgenössischen deutschsprachigen Rap ins Gericht geht, wundert man sich schon ein wenig, dass er auf „Kein Bock“ nun neben Jan Delay auch mit dem Mann in der Totenmaske arbeitet, während die Pandamaske in besagtem Essay ihr Fett abbekam. Dass Delay ein Feature abkriegt, ist selbstverständlich, schließlich arbeiten die Beginner gerade an neuem Material. Dennoch: Delay ist immer noch kritisch zu beobachten, auch wenn er bei der McDonald’s-Werbung nicht mitgemacht hat. Das unkritische Plädoyer der Beginner für die Deutschquote liegt irgendwie immer noch im Magen, selbst wenn das schon ein Jahrzehnt zurückliegt. Randnotiz: „DERBE“ erscheint auch nicht auf #BubackRecords.

Aber mal fair zur Sache. Der Quasi-Titeltrack ist zwar clever wie eine Neptunes-Produktion angelegt, verknüpft inhaltlich unterhaltend Hashtags des Tages lose miteinander und sorgt so gefuchst für leichte Verwirrung. Auch Tracks wie „Gegenwind“ belegen das Potential des Hamburgers und die dezidiert nicht überproduzierte Grundtendenz ist in Zeiten allgemeiner Beatüberzüchtung zu begrüßen, doch wird „DERBE“ den Erwartungen nicht ganz gerecht. Das liegt zum Einen daran, dass Dennis Lisk sich nicht ganz entscheiden kann, ob er singen oder rappen will – und diese Mittelposition nicht gänzlich überzeugend klingt. Dass dann auch noch Auto-Tune über diverse Spuren gelegt wird, macht die Sache nicht besser, im Gegenteil.

Schade, denn einige Lyrics sind richtig innovativ geworden, „Hübsche Frauen“ raptechnisch viel besser als der Titel und sogar besagtes Sido-Feature, in dem sich die Rapper über schlechte Interviewfragen aufregen, hätte schlimmer ausfallen können. Denyo kann sich aber eigentlich nicht beschweren, denn interessante Interviews gelingen erst so richtig, wenn das Material inhaltlich auch was hergibt. Ist das bei „DERBE“ der Fall? Hashtag Jein.

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