Viele Lieder über Liebe und den damit verbundenen Eigenheiten hat Conor O’Brien auf seinem nunmehr dritten Album versammelt. Lieder, die vor allem im Intimen, Eigenen, Inneren spielen und dieses auch in ihrer Ausgestaltung präsentieren. War vor allem das letzte Album „{Awayland}“ ein sich mehr und mehr öffnendes Werk, zeigt sich der irische Musiker auf „Darling Arithmetic“ deutlich zurückgenommener in der Stimme und an den Instrumenten, aber nicht im Gestus.

Jetzt läge nichts ferner, als passend zu den ersten lauen Frühlingsnächten eher leicht als schwer zu inszenieren, und doch streifen O’Brien nicht nur heitere Gedanken. Liebe, die universelle Thematik des Albums, äußert sich hier durchaus doppelbödig und so schleicht sich zu den heiteren Momenten auch eine gewisse Schwermut ein, die der Atmosphäre des Albums aber durchaus zuträglich sind. Zudem wirkt der Musiker stärker noch als auf seinen beiden vorherigen Werken als Solist, indem er die Auswahl der Instrumente deutlich reduziert und sich stärker auf einen sehr unmittelbaren Zusammenklang konzentriert.

„Courage“, Mut, heißt dann auch der Eröffnungssong, der zum einen eben jenen Schritt zur Reduziertheit beschreibt, aber auch Motto für diese immer im Zeichen der Zweisamkeit stehenden neun Lieder zu sein scheint. O’Brien singt über Erinnerungen, Verluste und eigene Begebenheiten und Befindlichkeiten, benutzt dabei Bilder und Symbole, die so plastisch sind wie die Liebe selbst: „Do you really wanna know/ about these lines on my face?/ Well, each and every one is testament to all the mistakes I’ve had to make“. Doch nicht nur wortreiche Metaphern fallen ihm ein: Das erfrischend einfache „Everything I Am Is Yours“ ist in seiner Schlichtheit bittersüße Rückschau und Liebeserklärung in Einem, das mit traurigen Klaviertupfern eingeleitete „Dawning On Me“ pendelt sich in eine Art Schwebezustand, den O’Brien aber im folgenden „Hot Scary Summer“ nochmal verschleppt. Die Perspektive ändert sich dort wie auch im ähnlich gelagerten „Little Bigot“ ein wenig. Auch wenn es eigene Erfahrungen sind, deutet das Stück doch eher auf den immer noch angstvollen Umgang mit homosexueller Liebe hin. Ein anderes Mal singt er dann beherzt von Sehnsucht nach Zuneigung, wie im sehr stark ausformulierten „The Soul Serene“, während er im hinreißenden Titelsong eher zerbrechlich und schüchtern durch Erinnerungsbilder wandert und stimmlich noch zarter scheint, als im eh schon flüsterleisen Rest des Albums.

Gitarre, gestrichenes Schlagzeug sowie manchmal ein paar Akzente mit dem Klavier reichen auf „Darling Arithmetic“ aus, damit O’Brien seelenschmeichelnde Folkpopsongs entwirft, die trotz ihres zumeist verschleppten Tempos und der Textschwere leicht und angenehm wirken. Leider erscheinen aber dadurch die neun Songs zu sehr aneinander angeglichen und spätestens beim vorletzten „No One To Blame“ fällt das dann auch auf, bevor einen das gehauchte „So Naïve“ aufgrund seiner noch ruhigeren Art in einen sanften Schlummer wiegen könnte. Conor O’Brien hat aber dann doch genügend Dringlichkeit in seiner Flüsterstimme, dass sich diese beseelte Art des Albums über die gesamte kurze Laufzeit trägt und, mehr noch, sogar für den einen oder anderen Glücksmoment sorgt.

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