Einfach – gut! Hell yeah, Musik von Dick Diver fühlt sich an wie ein viel zu lange schon im Besitz befindlicher Hoodie, den man dennoch immer wieder in die Waschmaschine packt, obwohl man weiß, dass er nicht mehr der aktuellen Mode entspricht (oder vielleicht auch gerade deswegen). Er ist halt eine alte Liebe, die super passt und mit der man viele Erinnerungen verbindet. So ähnlich ist es mit der Musik des Melbourner Quartetts, auch wenn es erst seit 2008 existiert. Die beiden Vorgängerwerke, von denen „Calendar Days“ 2013 unter anderem vom britischen Guardian als bestes Album aus Australien geadelt wurde, konnten die Erwartungen an das dritte nur überbordend werden lassen.

Und die vier etwas nerdmäßig ausschauenden Gute-Laune-Kumpels in Jeans und Tshirt übererfüllen die Erwartungen sogar noch. Das Album des Jangle-Pop-Vierers ist abwechslungsreich, vor allem aber sind Songs wie „Beat Me Up (Talk To A Counsellor)“ unbarmherzig warmherzig und weltumarmend. Allein die blubbernden Moogs, die immer dann aussetzen, wenn sie zu nerven drohen, übertreffen hier noch das Ungefälschte von Rupert Edwards Stimme.

Daneben kommt die kristallklare und wehmütig-süße Stimme von Alistair McKay ins Bild: „Leftovers“ ist ein für Dick Diver klassisches Duett der beiden, deren Gesang die Band (auch) so unverwechselbar macht. Die Instrumentierung mit Bläsern erhöht die Sehnsucht in diesem Song nur noch, „Resist“ schlenkert dann mal eben rein akustisch vorbei, bevor „Percentage Points“ fingerschnipsend an Fahrt gewinnt. Es ist genau das richtige Album für die in diesen ersten Frühlingsstunden überschnappenden Endorphine, zum Platzen vor Glück, weil gute Musik die lichtstarken Tage begleitet. Die drei Herren mit Dame spielen dabei nicht beliebig auf, sondern zeigen vor allem mit Songs wie „Competition“, das sie des Arrangierens mächtig sind. Das Album ist wie aus einem Guss, ohne Sollbruchstellen entströmt ihm die Lust auf Musik aus jeder Pore, man spürt, dass die Band sich dafür ein wenig aus dem Alltag ausgeschlossen hat (sie nahm es mit Mikey Young auf einer Farm in Victoria auf).

„Melbourne, Florida“ ist wie ein Mixtape, das ein echt guter Freund zusammengestellt hat, um eine stundenlange Autofahrt zu gestalten – dass das Fenster dabei immer offen ist und der Wind durch die Haare fährt, erste Frühlingsgerüche im Gepäck, versteht sich von selbst. Zwischen Balladen und fröhlichen Duetten haben Dick Diver haben dabei ihren eigenen Beat, der einen sogar vergessen lässt, den Bandnamen ein wenig doof zu finden. Sie lassen wie mit „Tearing The Posters Down“ den Jangle-Gitarren erst jede Menge Platz zum Entfalten, um dann ein wenig Stimme hinzuzunehmen. Und schließlich kann niemand so schön melancholisch wie McKay und Rupert auf „Boomer Class“ oder „Blue Time“ über den Blues im sonnigen Australien singen.

Einen Kommentar hinterlassen

Platten kaufen Links Impressum