TV On The RadioSeeds

„Stuck in a daze and I’ve lost my mind/ I don’t wanna stay/ Where the blame’s all mine“ – schon in „Happy Idiot“, der ersten Single ihres fünften Albums „Seeds“, machen die New Yorker von TV On The Radio ganz klar, dass das hier keine bequeme Angelegenheit wird.

Die beiden im letzten Jahr veröffentlichten Songs „Mercy“ und „Million Miles“ haben sie komplett von der Tracklist verbannt, die restlichen zwölf Stücke wandeln derweil zwischen Trauer, Lust, Liebe, Angst und Schmerz. Der Verlust von Gerard Smith, der 2011 an Lungenkrebs gestorben ist, schwingt in fast jeder Note, in quasi jeder von Tunde Adebimpe gesungenen Zeile mit. Die Single „Happy Idiot“ mit dem bleischweren Eingangszitat war da noch vergleichsweise harmlos. Sie gibt den spannenden Ausblick für ein Album, auf dem nicht alles gleichermaßen großartig, aber mindestens höchst anspruchsvoll ist.

Zehn Jahre nach Veröffentlichung seines Debütalbums „Desperate Youth, Blood Thirsty Babes“ startet das Quartett in „Quartz“ noch relativ zögerlich mit ordentlich Hall, Handclaps und verspielten Elementen, wie etwa einem immer wieder ertönenden metallischen Klicken. „How much do I love you?/ How much do we try?/ To set into motion/ a love divine?“, singt Adebimpe und sorgt damit für die ersten zitierwürdigen Zeilen – es sollen auf „Seeds“ bei Weitem nicht die letzten bleiben.

Dem bittersüßen „Test Pilot“ reichen die so einfachen und manchmal doch so schwierigen Worte „ We are high and we are fine“ beinahe aus, um seinen Standpunkt zu verdeutlichen und sich klammheimlich zum Albumhighlight zu mausern. Währenddessen schrammelt „Lazerray“ in bester „Return To Cookie Mountain“-Manier durch die Decke der Indie-Rock-Disco, um anschließend mit dem flickernd-verzerrten „Careful You“ nach Hause zu gehen und zu dem von Kyp Malone vorgetragenen „Love Stained“ in der Kiste zu landen.

Mit einem zehn Zentner schweren Felsblock auf dem Herzen startet schließlich „Ride“, das sich mit Piano, Streichern und Xylophon bepackt erst zwei Minuten dramatisch ankündigt, um dann effektvoll den Vorschlaghammer auszupacken und dem Gestein den Garaus zu machen. Nicht ganz so lange benötigt das entspannt-poppige „Trouble“, das mit den womöglich wichtigsten Worten den ganzen Albums endet: „Everythings gonna be OK“ – bei TV On The Radio besteht da schon längst kein Zweifel mehr.

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