Vielleicht gelingt es A Sunny Day In Glasgow mit „Sea When Absent”, die Aufmerksamkeit zu erregen, die ihnen und ihren Popentwurf zusteht und den sie eigentlich schon 2009 mit ihrem zweiten Album verdient gehabt hätten. Allerdings wurde „Ashes Grammar“ damals schon nahezu sträflich vernachlässigt, vielleicht auch weil die Band es auf ihrem eigenen Label Mis Ojos Discos veröffentlicht hatte und es hierzulande nur via Import zu haben war.

Wer es trotzdem ergatterte, kann sich glücklich schätzen, denn die fünf Jahre seit seinem Erscheinen sind nahezu völlig spurlos an „Ashes Grammar“ vorübergezogen, nichts hat es von seiner höchst eigenen Faszination eingebüßt. Bereits 2010 veröffentlichte die mittlerweile vollwertig sechsköpfige Band weitestgehend unbeachtet den – übrigens auch tollen – während einer Tour eingespielten Nachfolger „Autumn, Again“ kurzer Hand digital und zum frei wählbaren Preis, dann war erstmal Funkstille. Die Ende 2011 begonnenen, langwierigen Aufnahmen zu „Sea When Absent“ finanzierten A Sunny Day In Glasgow mithilfe ihrer Fans und Kickstarter, zur Veröffentlichung fand sich schließlich mit Lefse eine Labelheimat.

Die verstrichene Zeit scheint der mittlerweile um den halben Globus verstreut lebenden Gruppe um Ben Daniels nicht geschadet zu haben. Vielmehr gewinnt man den Eindruck, A Sunny Day In Glasgow gingen auf „Sea When Absent“ noch fokussierter ans Werk – wobei man „fokussiert“ nicht in einem allzu genre-traditionsverhafteten Sinne verstehen sollte, denn ihnen ist nichts von ihrer Eigenwilligkeit abhandengekommen. Was ihre Musik außerdem immer noch auszeichnet, ist eine sublime Strömung aus Euphorie und gute Laune im Sediment, die so nicht unbedingt zum Standard bei shoegazeinspirierten Bands zu zählen ist.

Ihr Sound speist sich weiterhin aus einer Kombination von elektronischem Rock mit Dreampop/Shoegaze-Ästhetik und einer Vokalakrobatik, wie man sie zum Beispiel auch bei Dirty Projectors beobachten kann: Da wird gedoppelt und getripelt zwischen Annie Fredrickson und Jen Goma, kanonisiert, gegenläufig intoniert. Die Musik schwankt zwischen Dichtmachen, Lückenreißen, erneutem Spurenschichten, Entschlacken … und auf einmal grätschen krude verzerrt übersteuerte Gitarrentöne in die meditative Ruhe. Das mag beim ersten Durchgang noch leicht irritierend wirken, aber seine Wirkung hat dieser Cocktail sicher nicht verfehlt. Die reizvollen Widerhaken, die an jeder Ecke, hinter jedem kleinen musikalischen Winkelzug lauern, haben sich schon in die Gehörgänge gekrallt und auf diesem Weg ihren direkten Zugang ins Unbewusste gefunden. Und das Gehirn triggert daraus unweigerlich den Wunsch, auf „Repeat“ zu drücken.

2 Kommentare zu “A Sunny Day In Glasgow – Sea When Absent”

  1. Dirk sagt:

    Gibt’s tourdaten fuer deutschland? Dirk

  2. Bislang leider nicht. Falls einmal welche anstehen sollten, werden wir die aber garantiert in unsere Konzertempfehlungen aufnehmen.

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