Es klingt, als würde ein HipHop-Mix laufen und nebenbei noch eine Psychedelic-Scheibe leiern. Für sein neues Album „In My World“ hat Matthewdavid erneut viel Ambient-Flair gebastelt, aber auch tief im Archiv seiner HipHop-Kisten für viele Samples gewühlt. Mit diesem progressivem Stil passt er natürlich vom Ansatz her perfekt zur Ninja-Tune-Kommune, die es sich seit Anbeginn der Tage auf die Fahne geschrieben hat, genreübergreifend zu basteln. Man denke nur an den Künstler-Katalog mit Raffertie, Thundercat oder Machinedrum, um nur einige zu nennen.

„In My World“ kann man daher durchaus programmatisch als generelles Statement des Produzenten und rapaffinen Musikers aus Atlanta lesen. Während sich sogar einige Songs als zugedröhnte, aber immer noch zurechnungsfähige Psychedelic-Pop-Pillen präsentieren, unterlegt Matthewdavid seine vielschichtigen Soundbündel ebenso mit Breakbeats, unterfüttert sie mit Claps, um dann doch wieder die eigentliche Bahn des Songs scratchend in eine andere Richtung zu lenken. Er ist dann ganz im Bann des Classic Raps.

Matthewdavid zerrt aus seinem Know-How an HipHop-Produktionen: Entspannt und überbetont klingt er etwa in „Next To You Always“ ein wenig nach Kendrick Lamar, während er auf dem smoothen (aber dann doch abrupt abbrechenden) „Artforms“ eher nach modernem Soul- und Dreampop klingt, dabei auch noch auf klassisch natürliche Instrumentierung zurückgreift, bevor er dann das Tempo im letzten Drittel des Songs in flüssigen Übergängen senkt. Man sucht Matthewdavid innerhalb dieses Geflechts, der seine Spuren gerne zu verwischen scheint. Etwa mit Hilfe von zu Darth Vader gepitchten Stimmen oder einfach nur mit so vielen Stilmitteln und -referenzen, dass man keine Signatur mehr ausfindig machen kann, geschweige denn verorten könnte, was genau zum Sample gehört und was hier vom Interpreten gerade neu vertont wurde. Vielschichtig ist „In My World“ ohne Frage. Der Weg ist das Ziel.

Das vor Funk sprühende und mit Dub-Beats genährte „House Of Horus“ zählt beispielsweise neben „Singing Flats“ zu den instrumentalen Tracks des Albums, die ähnlich überlagert sind, ohne dabei zu überproduziert und somit aufdringlich zu wirken. Evoziert wird eine Chillout-Atmosphäre, die aber auch wegen dieser zwiebelartigen Überschichtungen ein wenig an den Nerven zerrt. Vielleicht hat aber genau das auch Methode: Sie verhüllt zumindest teilweise die Unmittelbarkeit der Lyrics („As long as we´ve got love“, immer wieder die Liebe als Universallösung), die hippiehafte Züge trägt (zum Teil sind diese durchaus euphorisch, vielleicht, weil der Gute gerade frisch verheiratet und Vater geworden ist, wie auch das Cover anmuten lässt – keineswegs eine Referenz an Morrisseys „Years Of Refusal“) und dadurch natürlich ganz diametral zur komplexen Kompositionsstruktur steht. Es ist Matthewdavids Verdienst, dass man sie letzten Endes größtenteils durchaus genießen kann.

Ein Kommentar zu “Matthewdavid – In My World”

  1. Schönes Album und doch wesentlich zugänglicher als das krude Debüt. Gefällt mir, besonders der Opener.

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