Irgendwann einmal machten The Rapture alles richtig. „Irgendwann“ ist in diesem Fall 2003. Ihr Debütalbum „Echoes“ (die Mini-LP „Mirror“ zählen wir an dieser Stelle nicht) war das gefeierte Plädoyer für die Vermählung von Zick-Zack-Punk und fuchsigem Dance-Pop. Drei Jahre später sollten viele einstige Anhänger enttäuschte Grimassen schneiden: Das zweite Album floppte. „Pieces Of The People We Love“ war wenig flamboyant. Die Latte lag zu hoch, mit so viel Pudding im Tanzbein konnten die New Yorker einfach nicht die Qualität des Erstlings erreichen. Das ist ja auch immer das Tragische an Sternschnuppen: Sie leuchten für einen kurzen Moment hell und klar am Himmel, geraten jedoch binnen kurzer Zeit in Vergessenheit. Sollten The Rapture den Sternschnuppentod sterben?

Diese Frage muss nun „In The Grace Of Your Love“ beantworten. Das dritte Album der zusammengeschrumpften Dance-Punk-Bande erweist sich glücklicherweise als recht bunte Zusammenstellung. Und ja, irgendwie ist die Bezeichnung „Dance-Punk“ doof und darum machen The Rapture jetzt gerne auch windschiefen Indie-Rock, der in manchen Momenten an Modest Mouse oder Clap Your Hands Say Yeah erinnert. Dennoch bewegt sich alles auf tanzbarem Untergrund, irgendwer muss das Erbe des LCD Soundsystems (Rest In Power) ja verwalten, nicht?!

Und so legt „Sail Away“ gleich rigoros los: Die quengelnde Stimme von Luke Jenner schliddert auf den großzügigen Keyboardflächen umher, während sich die Welt ein bisschen schneller dreht: „I look away, I see sadness, I see pain / But with you, I see hope.“ Ja, thematisch handelt „In The Grace Of Your Love“ fast ausschließlich vom Gefühl des Verlassenwerdens, des Vermissens, von nicht erwiderter Liebe. Folglich heißt es im sinnig betitelten „Miss You“ auch besonders eindringlich: „Never thought I would miss you / But oh, how I miss you / Always thought I could forget you / But I can’t forget you.” Schön zu wissen, dass Herzschmerz ein universelles Leid ist.

Highlight des dritten The-Rapture-Albums ist “Come Back To Me”, das irgendwo zwischen LCD Soundsystem, Yeasayer und massentauglicher House-Musik anzusiedeln ist. Der Titelsong indes quietscht fidel los, bevor Jenner seine Angebete anfleht, ihm nicht weh zu tun. Trotz der verschiedenen Richtungen, die The Rapture auf ihrem dritten Album einschlagen, wirkt alles homogen, wie aus einem Guss. Allein aus diesem Grund ist „In The Grace Of Your Love“ besser als sein Vorgänger. Zumal mit „Children“ und „It Takes Time To Be A Man“ zwei weitere fabelhafte, etwas melancholischere Songs schöne Kontraste zum allgemeinen Gewusel setzen. Mit „In The Grace Of Your Love“ haben The Rapture jedenfalls wieder so einiges richtig gemacht. Diese alten Streber.

75

Label: Cooperative

Referenzen: Radio 4, LCD Soundsystem, Moving Units, Holy Ghost!, !!!

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VÖ: 02.09.2011

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