Der Boden klebt, vereinzelt haben Kippen ein Rudel um zerbombte Mülleimer gebildet. Das Licht der Stadt stemmt sich gegen die Nacht, legt seine orangene Hülle gegen die Sterne. Unter dem Beton atmet der urbane Kern schwer. Ghostpoet hat ein Ohr für dieses Ächzen, das träge Treiben das sich zwischen den Häuserschluchten abspielt, wenn die meisten Sinne längst verstummt sind. Auf seinem Debüt „Peanut Butter Blues & Melancholy Jam“ kratzt er am Fundus, entkernt seinen Sound auf trockene Dub-Beats.

HipHop ist hier nur noch die leere Hülle, in der sich der Rauch sammeln darf. In „Us Against Whatever“ haut Ghostpoet dröge seine Rhymes raus. Seinen Flow hat er ganz der Resignation angepasst. Eine letzte Spur von Wut liegt noch in „Finished I Ain’t“, doch der Ausbruch bleibt stetig in Ketten. Ghostpoet macht sich nicht die Mühe, großartige Skills zu präsentieren. Wozu auch? Gebrochen setzen sich die Zeilen zwischen den Rhythmus.

Hypnotisch tickt „I Just Don’t Know“ vor sich hin, drückt seinen pumpenden Bass weiter und weiter in die Ecke. Diese Platte verlegt sich mehr auf die Atmosphäre. Unscheinbar ist diese Verknüpfung von Genres, die gut zusammen gehen. Aber Ghostpoet schafft da mehr. „Survive It“ kann sich mal eben einen verhuschten Anflug von Soul in der Hook erlauben. Die Spuren der Menschen liegen genauso in den Straßen wie die Abdrücke der Maschinen. Feeling klatscht dem Gefühl hier trotzdem ordentlich auf die Schnauze. Die wenigen Akzente, die Ghostpoet seinen Tracks dann zugesteht, laufen dann astrein in seinen Sound ein. „Liiines“ steigert sich wahnsinnig in sein Piano und seine Gitarren rein. Die Verbitterung verschiebt sich, macht der Melodie platzt. Der zerfressene Dub drückt sich nur noch im Bass aus. Ghostpoets Reime verschmelzen, werden zu Gesang.

Die Tiefe von „Peanut Butter Blues & Melancholy Jam“ ist nicht endlos, sondern kennt ihr Ende von Anfang an. Es ist der Augenblick, im dem sich die ersten Sonnenstrahlen anschicken das Dunkel wieder zu vertreiben. Ein Aufatmen geht durch die Tiefen. Das sinnlose Stapeln, Quatschen und Schaffen kehrt wieder. Doch es ist hoffnungslos. Alles nur Material für die nächste Schicht.

73

Label: Brownswood

Referenzen: DELS, King Midas Sound, Wretch 32, Wiley

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VÖ: 25.02.2011

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