The Boxer Rebellion - Union

Vier aufstrebende Musiker in London: The Boxer Rebellion erleben innerhalb kurzer Zeit alle Höhen und Tiefen des Geschäfts. 2003 noch als Nobody auf dem Glastonbury gefeiert, findet man in Poptones schnell ein Label, was in der Band Großes vermutet. Nach einer an Krankheit gescheiterten Tour mit den Killers und Razorlight und einer längeren Pause erscheint 2005 das Debut „Exits“. Obwohl die Platte in der Presse gut aufgenommenen wird streicht Poptones die Band kurz darauf aus ihrem Kader.

2009 hat sich noch immer kein Label gefunden, die Musik aber ist noch da. The Boxer Rebellion machen ihrem Namen alle Ehre und bringen ihr Album „Union“ ohne jede Promotion oder Unterstützung über iTunes als Download auf den Markt. Einen Platz in den offiziellen UK-Charts bleibt ihnen somit verwehrt. In den iTunes-UK-Charts schafft man es jedoch auf Anhieb in die Top 5, kurz darauf gar auf die 1.

Eine wunderbare Geschichte einer Band, aus der nun Erfahrung-, und eines Albums, aus dem Enttäuschung, Wut, aber auch große Hoffnung sprechen. „Flashing Red Light Means Go“ reißt sofort mit, sanft, aber mit Nachdruck. Die tollen Drums wuchten den Song nach vorn, eine Akustikgitarre sorgt für Bodenhaftung im ansonsten schon jetzt zum Schweben einladenden Klanggefüge, Nicholson umreißt sein ganzes Gesangsspektrum in Zeiten zwischen Strophe und Refrain – es ist die pure Versöhnlichkeit. Es sei vorweggenommen: Über die komplette Distanz wird die Brillianz des Openers nicht zu halten sein. Wirkliche Ausfälle sind trotzdem nicht zu finden, und immer wieder blitzen einzelne Übersongs auf. Dem meist sphärischen, manchmal Wave-lastigen Klang, überholt von kräftigen Drums und Bässen, wird ein ums andere Mal ein rasantes Gegenstück geliefert. Der Hit „Evacuate“ etwa versucht den Deckel auf den Topf zu drücken, der kocht trotzdem über und dokumentiert wütend und losgelöst das Ende einer Beziehung.

Ob bei großer oder bei kleiner Resonanz wird man zu „Union“ Stimmen hören, die auf die allzu offensichtlichen Referenzen aufmerksam machen. Prominent liegen hier Interpol und die Editors in den Gitarren nahe. Das Trauer-Epos „Misplaced“ ruft kurz Sigur Ros ins Gedächtnis, öffnet sich dann aber doch zu vielen Dimensionen, um es darauf zu reduzieren, und findet in über sechs Minuten einen wichtigen Ruhepunkt für das Album. „The Gospel Of Goro Adachi“ kratzt etwas an Radiohead, auch mit Coldplay wird hin und wieder abgeklatscht. Dennoch finden The Boxer Rebellion eine eigene Linie, indem sie sich nicht nur hier und da etwas herauspicken, sondern nach eigenen Ideen funktionieren. Das Beste: Fast jeder Song wartet entweder mit einer Hit-Melodie oder tollen Auflösung im Refrain auf. Wenn auch auf digitalen Umwegen, diese Band sollte man von nun auf der Rechnung haben.

7.7 / 10

Spieldauer: 45:29

Referenzen: Editors, Interpol, U2, Radiohead, Sigur Ros, Bloc Party

Links: Homepage, MySpace

VÖ: 11.01.2009

Ein Kommentar zu “Review: The Boxer Rebellion – Union (2009)”

  1. florian sagt:

    der märz hätte mit dieser entdeckung garnicht besser beginnen können. und schon frühlingt es sehr.

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